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542 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 11. Heft. (November 1892.)
Halt, das Dienstmädchen war die Frevlerin! Sie ist ja aber
gar nicht erschöpft oder erhitzt von dieser kannibalischen
Klopferei?! Thut nichts. Ja, da hätte aber doch die
Familie Sander die mehrstündige Abwesenheit ihres Dienstboten
bemerken müssen? I, die guten Leute haben eben
nicht aufgepasst! Dazu bemerke ich nun, dass Herr Sander
und mehrere seiner Gäste auf das Bestimmteste erklärt
haben, es hätte ganz arg geklopft, als das Mädchen Fleisch
beim Fleischer geholt hätte; ausserdem noch öfters, wenn
sich das Dienstmädchen wegen Besorgungen wegbegeben
hätte. Wo bleibt da Ihre 'Erklärung'? Und die erwähnten
Herrn sind keine Spiritualisten, sondern halten daran fest,
dass eine physikalische Ursache zu Grunde liegt. — Die
Fehde, die Sie bei dieser Gelegenheit gegen die Spiritisten
— in Leipzig giebt's nur Spiritualisten — eröffnen, zeugt
von völliger Unkenntniss der spiritualistischen Bewegung.
Der Spiritualismus lehrt und beweist, dass der Mensch einen
unsterblichen Geist besitzt, und dass die Geister abgeschiedener
Menschen mit uns verkehren können, — gewisse
Bedingungen vorausgesetzt. Der Beweis ist das Experiment.
Diese Lehre ist die idealste, welche jemals der Menschheit
geboten worden ist; und ich glaube nicht, dass Sie Aksakow,
Wallace, Fechner, Flammarion, Edison, Gladstone, (wo bleiben
Zöllner und Slade, Baron von Hellenbach und Bastian, Egbert
Müller und Karl Wolter, Frau Valesca Töpfer und das Kind
Albida? — Die Red.)*), sämmtlich Spiritualisten, unter die
Dummköpfe stecken können. Eicht so sehr gegen die
Dummheit, als vielmehr gegen die Wahrheit wird vergeblich
gekämpft." — Dieser Auslassung geben wir unverkürzt
Raum, zur Bei—ehrung unserer Leser, besonders aber
derjenigen Herren, die sich um die Entlarvung des
Lindenauer Spuks verdient" gemacht haben, wozu nota
bene auch Herren von der Polizei gehören. — Im Uebrigen
verfehlen wir nicht zu betonen, dass Spiritualismus und
Spiritismus zwei ganz verschiedene Dinge oder Begriffe
sind. Ersterer ist eine Weltanschauung, der Spiritismus
*l Nämlich die Redaction der „Neuen Deutschen Ztg.". Ihre ganz
oberflächliche Kenntniss der eigentlichen Vorgänge dokmnentirt sie
sattsam durch Nennung des falschen Namens Albida (anstatt des
richtigen Abila), ferner durch obige Anfuhrung der Namen Zöllner und
Stade, Heilenbach und Bastian, Egbert Müller und Karl Wolter, als ob
diese drei Paare schon voll überfühite Betrüger oder Dummköpfe
seien. Sie hat die Berichte der „Psych. Sfcud." über diese drei Fälle
nicht im entferntesten studirt, sondern berichtet nur nach übelwollenden
Zeitungsreferaten. Wir brauchen wohl für unsere Leser kein Wort
weiter zu verlieren und nur auf unsere Jahrgänge 1879 bis dato zu
verweisen. — Die Bed. der „Psych. Stud."
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