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Kurze Notizen.
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ein Glaube, dessen „unabweisbare Thatsaehen" auf krankhaften
oder abnormen Zuständen oder Ursachen beruhen.
Diese krankhaften und abnormen Zustände gehören ins
Krankenhaus, zum Theil auch ins Irrenhaus, können also
im Geistesleben der Menschheit keine Stelle beanspruchen
und müssen, wo es geschieht, mit aller Entschiedenheit in
ihre Schranken zurückverwiesen werden. Thatsächlich
bestehen aber die Grossthaten des Spiritismus in Schwindel
und Betrug, wie unzählige Entlarvungen bewiesen haben.
Der Umstand, dass selbst die berühmtesten Medien sich
Schwindeleien und Betrügereien zu Schulden kommen Hessen,
beweist, auf wie schwachen Füssen der Spiritismus steht.
Schon der Umstand dass die Hysterie dabei die erste Geige
spielt, müsste jeden Menschen, der Urtheilsfähigkeit und
geistiges Schamgefühl, nebenbei auch Gefühl für das
Lächerliche hat, davon zurückhalten. Freilich ist der
Spiritismus für die Rollensucht ein recht ergiebiges Feld,
und mancher dieser Streber hat dabei seine Rechnung gefunden
, sowohl in klingender Münze, als auch in einem
Renommee, das freilich Leute, die das Pulver ihres gesunden
Menschenverstandes trocken hielten, nicht blendete. Wenn
der Herr Einsender diese beiden ganz verschiedenen Dinge
(Spiritualismus und Spiritismus) etwa durcheinander mengen
will, wie es fast den Anschein hat, so wäre das blauer
Dunst, und den müsste er doch anderswo anzubringen suchen,
als bei den Lesern der „Neuen Deutschen Zeitung"* Wir
ertheilen übrigens auch unserem geehrten Mitarbeiter und
Spukentlarver, der als Mediciner ein gewichtiges Wörtchen
mitreden kann, das Wort in dieser Angelegenheit, sofern er
es für der Mühe werth hält, es zu ergreifen. Wir unsererseits
halten es aber nach dieser Anregung für der Mühe werth,
unseren Lesern nächstens einige Entlarvungen auf dem
Felde des Spiritismus aufzutischen." — So die Redaction der
„Neuen Deutschen Zeitung". Wir haben gar nicht die
Absicht, sie etwa zu unseren Ansichten bekehren zu wollen,
und geben der ihrigen ebenfalls nur zur Bei—ehrung unserer
Leser Raum. Auf ihre bereits im October-Hefte der „Psych.
Stud." gekennzeichneten „Entlarver" darf sie ^ ahrlich nicht
pochen. Und wenn sie etwa mit Zöllner, Stade, Heilenbach,
Bastian, Egbert Müller, Karl Wolter und Frau Valesca Töpfer
irgend weichen Eindruck auf besser Wissende zu machen
gedenkt, so ist sie abermals in einem argen Irrthume befangen
. Sie urtheilt nur nach gegnerischen Zeitungsberichten
und hat keine blasse Idee von den ihnen zu Grunde
liegenden wahren Thatsachen, welche gar bald noch eine
Menge anderer wissenschaftlicher Zeugen durch exact
erforschte Parallelfälle aufs neue bestätigen werden.
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