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Dr. du Prel: Der Kampf um den Spiritismus in Mailand. 551
den journalistischen Angriffen, deren Gegenstand sie war,
hat sie leider Kenntniss erhalten, was an dem betreffenden
Tage hegreiflicher Weise auf die mehrmals durch ihre
Tbränen unterbrochene Sitzung den nachtheiligsten Einfluss
hatte, und wohl auch auf die weiteren, da sie die von uns
variirten und gesteigerten Vorsichtsmaassregeln im Sinne
eines durch jene Angriffe in uns erweckten Verdachtes
auslegte. Der psychische Zustand des Mediums war somit
für die Sitzungen kein sonderlich günstiger, und wenn
trotzdem das Resultat im Ganzen sehr befriedigend war,
so spricht das für die bedeutende mediale Kraft Eusapia's.
Wir hielten unsere Sitzungen j<jderi anderen Tag,
Abends 9—12 Uhr, in der Privatwohnung des Dr. Finzi,
in welcher wenigstens diejenigen Vorbereitungen getroffen
waren, deren Notwendigkeit vorausgesehen werden konnte.
Wir hatten einen Apparat zur plötzlichen Erzeugung von
Magnesiumlicht, drei photographische Apparate, die, an
verschiedenen Punkten des Zimmers aufgestellt, stereoskopisch
sich ergänzende Bilder liefern konnten, eine Wage und
Kartons, die mit Leuchtmasse von Schwefelkalk bestrichen
waren. Von Dunkelsitzungen wollten wir so viel als möglich
absehen, und da das Zimmer für electrische Beleuchtung
eingerichtet war, konnten wir je nach Bedarf sowohl diese
anwenden, oder gewöhnliches Kerzenlicht, oder das Licht
einer Laterne, die zudem mit Glasfenstern verschiedener
Färbung — roth, blau, weiss — versehen war.
Vereinbarungen über die Experimente wurden meistens
schon vor der Sitzung getroffen, aber häufig in Ueber-
einstimmung mit John, dem „controlirenden Geiste*',
modificirt. Unser Oommunikationsmittel mit John bestand
in Klopf lauten, die sich im Tisch deutlich hören liessen,
und deren Anzahl festgesetzt war, um bestimmte Antworten
auszudrücken. Für längere Correspondenzen wurde mit dem
Tischfusse geklopft unter Vorsagung des Alphabets. Häufig
sprach auch John durch das Medium zu uns, und zwar m
dessen Normalzustand, wobei er — so schien es uns — das
Mittel der Suggestion anwandte, oft aber auch, indem er
es in Trance versetzte, — erkenntlich an den aufwärts
gekehrten Pupillen, — und worin sie in jener keuchenden
Weise redete, die schon der alte Psellus beschreibt.
In dieser Weise wurden häufig unsere Gespräche durch
die unsichtbare Intelligenz, die sich als beständiger Zuhörer
verrieth, unterbrochen durch ein Ja, Nein, oder das Verlangen
der Dunkelheit u. s. w.
Einen beträchtlichen Theil unserer Zeit, und zwar in
Lichtsitzungen, verwandten wir auf die Konstatirung von
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