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558 Psychische Studien. XIX. Jahrg. 12. Heft. (December 1892.)
Ueber die Härte des Lehms schien er sogar ärgerlich zu
sein; denn statt des Abdruckes der Hand fanden wir in
der Lehmmasse die Spur der sehr tief eingekratzten Finger
und Nägel, wovon später der Gypsabguss hergestellt wurde.
Dies erklärte uns den kurz vorher eingetretenen Vorgang,
dass durch die Vorhangspalte ein zusammengedrücktes
Stück Lehm auf den Tisch geworfen worden war. Die
Spuren der Nägel verriethen aber ziemlich deutlich, dass
die Hand, die sich eingekratzt hatte, zwischen sich und die
Lehmmasse ein Sacktuch gelegt hatte. Ich sage: ein
Sacktuch, weil ich es damit in Verbindung bringe, dass
die kurz vorher in der Spalte sichtbar gewordene Hand
ein Sacktuch gehalten und hin und her geschüttelt hatte,
was wir nun erst verstanden. Weder dem Medium, noch
einem von uns fehlte das Sacktuch, dessen Provenienz daher
unbestimmt bleibt. Man könnte nun vermuthen, dass der
heftige Eindruck in die Lehmmasse bei der bekannten
Solidarität zwischen Phantom und Medium materielle
Spuren auf die Hände des Mediums übertragen hätte; dass
John das zu vermeiden wünschte, um Eusapia, für die er
sich immer besorgt zeigte, nicht in falschen VVrdacht zu
bringen, und dass er uns eben deswegen auch das Sacktuch
zeigte, das er anwenden wollte, oder bereits angewendet
hatte. Der Skeptiker freilich wird zu der scheinbar viel
einfacheren Hypothese greifen, dass das Medium selbst
den Eingriff tluit und vermöge des Sacktuches seine Hände
rein erhielt. Für uns, da wir das Medium hielten und
zudem genügendes Licht hatten, war diese Hypothese
ausgeschlossen.
Der Versuch, die (iiessform von John's Hand zu erhalten,
— nur einmal angestellt, — misslang ganz. Ein Kübel mit
kaltem Wasser und ein zweiter mit heissem Wasser und
mit einer darauf schwimmenden Paraffin Schicht waren ins
Kabinet gestellt worden. Beim Eintauchen einer Geisterhand
zuerst in das heisse Wasser bildet sich um dieselbe
im Moment des Herausziehens ein Paraffinhandschuh,
welcher sodann durch das Eintauchen ins kalte Wasser
erstarrt und bei mehrmaliger Wiederholung dieses Prozesses
sich so weit verdickt, dass er dann mit Gyps ausgegossen
werden kann. Nun legt sich aber dieser Handschuh auch
um das Handgelenk, wie wenn er zugeknöpft wäre. Aus
einem solchen Handschuh nun vermag nur eine Hand
herauszuschlüpfen, die sich zu dematerialishen vermag, eine
menschliche Hand aber nur, indem die Form zerbrochen
wird. Schwimmt also schliesslich die leere Hülse unverletzt
auf dem kalten Wasser, so ist damit der Beweis einer
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