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Dr. du Prel: Der Kampf um den Spiritismus in Mailand. 559
Geisterhand geliefert. Wie gesagt, dieses Experiment
gelang nicht, und dass John den einen Kübel aus dem
Kabinet hob und vor uns auf den Tisch stellte, war zwar
eine respectable Leistung, aber nicht das, was wir wollten.
Einen dritten Beweis für die Realität materialisirter
Hände und gegen die Hallucinationstheorie liefert der
photographische Apparat. Eine solche Photographie haben
wir zwar erzielt, dieselbe zeigt aber leider nicht gleichzeitig
die Hände des Mediums; diese lagen nicht auf dem Tisch,
sondern auf dessen Knieen. Das Bild zeigt auch die
materialisirte Hand nicht sehr hoch über dem Kopfe des
Mediums. Der Beweis liegt also nur darin, dass auf der
Photographie sich der Vorhang eng an Schulter und Arme
des Mediums anschliesst, und auf den Aussagen der beiden
Nachbarn, welche sich wohl bewusst waren, die Hände des
Mediums gehalten zu haben.
Immerhin reicht die Gesammtheit der Phänomene für
den Realitätsbeweis der Hand hin. Aber nun fragt sich
erst: — Welchem Wesen gehörte die Hand an? — Damit
stehen wir vor einer Alternative, aus der uns selbst sehr
gelungene Photographien nicht immer befreien. Diese
Alternative heisst: — Animismus oder Spiritismus. — Es
ist bekannt, dass bei spiritistischen Sitzungen der partielle,
z. B. auf Darstellung einer Hand beschränkte, Doppelgänger
nicht selten vorkommt. Es könnte also zu einer dritten
Hand neben den beiden Händen des Mediums kommen,
ohne dass wir uns schon für Spiritismus zu entscheiden
hätten, und wobei die Aehnlichkeit der dritten Hand mit
denen des Mediums die animistische Erklärung nahe legte.
In diesem Falle befanden wir uns bei unseren Experimenten
einige Mal. Dagegen bin ich wenigstens in zwei Fällen
ganz sicher, je eine beträchtlich grössere Hand gesehen zu
haben, die beide Mal sich vom Fensterschein und dem
leuchtenden Karton abhob, und das spricht wieder für
Spiritismus. Ob die Bildung einer Kinderhand spiritistisch
auszulegen, oder als Durchgangspunkt zur Bildung der
normalen Doppelgängerhand anzusehen ist, mag dahingestellt
bleiben.
Die Steigerung der Phänomene bei gelegentlich
hergestellter Dunkelheit trat auch bei unseren Sitzungen
ein. Die Bewjiskraft ist alsdann naturgemäss geringer, ich
will aber doch Einiges davon erwähnen. John wusste sich
übrigens auch bei Licht zu helfen, und es fiel uns auf, dass
er den von den Röcken des Mediums eingeschlossenen Raum
gleich einem Dunkelkabinet benutzte. Mehrmals bauschte
sich das Kleid des Mediums auf, als sei dahinter eine Hand
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