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564 Psychische 8tudien. XIX. Jahrg. 12. Heft. (December 1892.)
die Phänomene bei Licht echt, die in der Dunkelheit aber
betrügerisch gewesen seien. Das wäre ein ganz überflüssiger
Dualismus, und es liegt die Annahme viel näher, dass in
beiden Fällen, bei Licht und in der Dunkelheit, die
Phänomene auf die gleiche Weise, durch die gleiche Kraft
zu Stande kamen. Der Skeptiker schliesst also aus der
Möglichkeit des Betruges im Dunkeln auf die Wirklichkeit
des Betruges, und die Wiederholung der gleichen Phänomene
bei Licht ist ihm ein unauflöslicher Rest; sein unlogisches
Verfahren nützt ihm also nicht einmal. Ich dagegen
schliesse aus der wirklichen Echtheit der Phänomene bei
Licht auf die mindestens mögliche Echtheit der Phänomene
im Dunkeln; ich mache mich also keines Dualismus schuldig,
und es bleibt mir kein unauflöslicher Rest.
Beide Reihen von Phänomenen kommen also durch die
gleiche Kraft zu Stande> Welcher Art ist nun aber
diese Kraft? Zum Theil, wie wir gesehen haben, wird
offenbar mechanisch gewirkt, was von dem Augenblick an
möglich ist, wenn eine materialisirte Hand im Spiele ist.
Schläge in den Tisch, Berührungen der Anwesenden,
Bewegung und Apport von Gegenständen können auf diese
Weise zu Stande kommen. Was andere Phänomene betrifft,
so lässt sich nur etwa aüs den Lichterscheinungen, die sich
im Dunkeln über dem Tische zeigen, auf die entsprechende
Kraft schliessen, welche physikalisch, also gesetzmässig
wirkt. B3i einer Gelegenheit glaube ich bestimmt erkannt
zu haben, was ich schon anderweitig sah, dass dieses Licht
über dem Tische aus Fingerspitzen ausströmte, die dadurch
schwach beleuchtet waren. Die spectroskopische Untersuchung
solcher Lichtquellen ist meines Wissens noch nicht
versucht worden. Als einst Schiaparelli als Nachbar des in
der Vorhangsspalte sitzenden Mediums dessen rechte Hand,
ich dagegen die linke hielt, wurde durch Bewegung des
Vorhangs sein Kopf in das Dunkelkabinet versetzt. Er
konnte Lichtfunken konstatiren, die hin und her schwebend
sich zu verfolgen schienen, und da er einen Geruch in der
Nase verspürte, den er gern präcisirt hätte, schien sich ihm
— seinem Tastgefühle nach zu schliessen — eine Hand
unter die Nase zu legen. Dem Gerüche nach zu schliessen,
war es die Hand des Mediums, die aber unter den
gegebenen Bedingungen nur die Doppelgängerhand hätte
gewesen sein können. Dabei fühlte er auch wie einen
nassen Strich über die Wange und dann, wie wenn er
wieder abgetrocknet würde. Als ich dann selbstständig
meinen Kopf ins Kabinet steckte, natürlich ohne die Hand
des Mediums auszulassen, konnte auch ich Lichterscheinungen
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