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2 Psychische Studien* XX. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1898.)
schicklich erschienen, sofort diesen kurzen Umriss unserer
Beobachtungen und Experimente zu veröffentlichen.
Bevor wir jedoch auf die Sache eingehen, müssen wir
von vornherein bekennen, dass die Resultate unserer
Experimente nicht immer unseren Erwartungen entsprochen
haben. Nicht etwa, dass es keine grosse Fülle von
anscheinend oder wirklich bedeutenden und wunderbaren
Thatsachen dabei gegeben Ijätte, sondern bei dem grössten
Theile der Fälle wurde es uns unmöglich, diejenigen Regeln
der Experimentirkunst auf sie anzuwenden, welche in
anderen Gebieten der Experimental - Wissenschaft für
noth wendig betrachtet werden, um zu sicheren und
unbestreitbaren Resultaten zu gelangen.
Unter diesen Regeln ist die wichtigste die. nacheinander
die Bedingungen des Experiments zu verändern , um dadurch
die wirkliche Ursache zu ermitteln, oder wenigstens die
wirklichen Bedingungen einer jeden Thatsache. Nun aber
erscheinen uns gerade in dieser Beziehung unsere Experimente
recht mangelhaft.
Es ist wahr, dass das Medium viele Male, um ihren
guten Willen zu beweisen, uns aus ihrem eigenen freien
Antriebe vorschlug, diese oder jene Bedingung dieses oder
jenes Experimentes zu verändern, und einige Male sogar
wirklich diese Bedingungen änderte. Aber grösstentheils
bezogen sich diese Modifikationen auf Bedingungen, welche
für unseren Gesichtspunkt ziemlich gleichgültig waren. Im
Gregentheil wurden die Abänderungen, welche uns noth-
wendig erschienen, um jeden Zweifel über den wahren
Charakter der Phänomene zu beheben, auch wohl vom
Medium nicht als möglich angenommen; oder aber sie
verliefen, selbst wenn sie zur Ausführung kamen, grösstentheils
in ein nichtiges oder wenig klares Resultat.
Wir halten uns nicht für berechtigt, diese Thatsache
mit denselben beleidigenden Unterstellungen zu erklären,
welche Vielen auch die leichtesten zu sein scheinen, und
deren sich gewisse Journale zu ihrem Vortheil bedient haben.
Wir denken im Gegentheil, dass es sich hierbei um
Phänomene von einer unbekannten Natur handle, und wir
gestehen, die zu ihrer Erzeugung nothwendigen Bedingungen
nicht zu kennen. Dergleichen Bedingungen nach unserer
eigenen Willkür auferlegen zu wollen, würde unsererseits
ebenso extravagant gewesen sein, wie zu verlangen, dass
man das barometrische Experiment Torricelli's mit einer am
anderen Ende offenen Röhre anstellte, oder dass man
statisch-elektrische Experimente in einem von Feuchtigkeit
gesättigten Mittel vornehme, oder auch dass man
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