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56 Psychische Studien. XX. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1893.)
seelen, sich hören lässt, am Wege zwischen Lenggries und
Hohenburg wie eine Grille zirpt und bald nah, bald fern
scheint. Kommt ein guter Mensch vorbei, so hört er das
'Wispert, und dessen wundersames Zirpen bringt ihm Glück.
Bösewichte aber hören das 'Pfeifer?, scharfe Töne, wie wenn
jemand mit aller Kraft durch die Finger pfeift. Manchem
Nichtsnutz ist das 'Pfeifert' als schwarze Riesengestalt von
drei Mannslängen erschienen, hat ihm einen heillosen
Schrecken eingejagt und böses Unheil verkündigt." — Wir
brechen hier ab, ohne auf das St. Leonhard'$fest der
Bergleute nach Allerheiligen näher einzugehen, deren
Schutzpatron an des alten Heidengottes Wotan Stelle
getreten ist und nun als Beschützer der Rosse und des
übrigen Viehs wie der Hammerleute gilt. Viele seiner
Kapellen sind mit Pferdeketten umspannt 'aus Dankbarkeit1
für geleistete Hilfe, und Hufeisen und eiserne und wächserne
Rosse sind darin gläubigen Sinnes aufgehängt Die nun
folgende hübsche Geschichte vom 'Wispert1, das dem
Schmied-Ffon zu des reichen Protzenbauers Huber blond-
zöpfigem Töchterlein gnädig verhilft, überlassen wir billig
der eigenen Leetüre der „Gartenlauben-Leser" und schliessen
mit den Worten derselben: — „Die Sage vom Wisperl ist
ziemlich vergessen worden im Laufe der Zeit, die Jugend
glaubt solche Sachen nimmer." — Wir aber verweisen auf
das hochdramatisehe Bild, wie sich hinter der Kirchhofmauer
lauter weisse Gestalten in Leilaken mit Sensen und
Spiessen zum Kirchhofthor, an dessen Seite der sie
beschwörende Pfarrherr steht, herausdrängen und die
Trenck'schen Panduren auf ihren derben Rossen durch's
Dorf hinaus in die Flucht schlagen. Ob nicht doch etwas
Historisches dahinter stecken mag, ebenso wie mit der Sage
von den Benedictbeurer geistlichen Herren? Ohne diese
Art Geister wäre Beider Einbruch in den uralten Frieden
der Dorfbewohner sicher längst vergessen. Und das sollten
keine unsterblich fortlebenden Geister sein ? Unsere Jugend
wird gewiss wieder an sie glauben lernen — durch selbsteigene
liebe wie bittere Erfahrungen, die sie gewiss wieder
ihren Kindeskindern in einem neuen geistigen Gewände
überliefern wird.
c) Ueber Dr. Slade lesen wir im „Banner of Light"
aus Boston, U. S., v. 9. December 1892: — „In vergangener
Woche theilten wir (nach dem „Associated Press telegram")
mit, dass Mr. Henry Stade einem Hospital in Sioux City in
einem Zustande übergeben worden sei, „der nahezu an
Wahnsinn grenzte", und erklärten, dass wir ohne weitere
Nachrichten über sein gegenwärtiges Befinden wären. Wir
t
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