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Mag. Sebaldus: „Bei der Lampe Dämmerschein."
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— denen wir in diesen Sitzungen nicht begegnen —
würden (das lehrt tausendfältige Erfahrung) auch als
„Geister" erhaben reden, und nach meinen mehr als
zwanzigjährigen Erfahrungen und Studien auf diesem
Gebiete hängt dies von dem Medium und den anderen
Cirkelsitzern nur insofern ab, als Aehnliches auch hiei
Aehnliches anziehen mag. Die landläufige Annahme oder
Voraussetzung, — welche besonders von den sogenannten
„Gelehrten" ausgeht —, entkörp« rte Menschen müssten unbedingt
fast plötzlich ein „übermenschliches Wissen" entwickeln
und zugleich eine moralische Grösse Sveit über
Mel]schenmaa8s,, erscheint mir — vom Spiritismus ganz
abgesehen, aber dennoch von ihm bewiesen, — als
grundfalsch, unnatürlich und unlogisch. Die Frucht wird
unbedingt auch hier der Knospe entsprechen müssen, ganz
abgesehen von noch anderen Voraussetzungen, welche ganz
zwanglos dem Beifen und Weiden im Pflanzenleben sich
anpassen. Deswegen macht es stets einen fast erheiternden
Eindruck auf mich, wenn ich immer wieder in sogenannten
^vornehmen Zeitschriften" Sätzen begegne wie dem folgenden
(Rud. von Gottschall über Joh Georg Schrepfer „Gartenlaube"
1891, Nr. Ite): — „Was nun die Geister sprachen, ob sie
geistreich oder tiefsinnig sich äusserten, darüber schweigt
die Kunde; vielleicht waren sie so geistlos und alltäglich
wie die neuesten Gespenster."*) —
Derartige „hohe Aussprüche" beweisen für den auf
diesem ganz einzigartigen Gebiete gründlich Erfahrenen —
so weit das eben menschenmöglich ist — nur, dass die
Schreiber derartiger Orakelsprüche auf diesem Felde
nicht daheim sind. Hätten sie sich die Mühe nicht ver-
dnessen lassen, mit durchweg Vertrauenswerthen Medien in
P r i v a t zirkeln jahrelange Versuche „bei der Lampe
Dämmerschein" anzustellen, es wäre ihnen sicher ein besseres
Licht aufgegangen! —
*) Man vergl. hierzu den in „Psych. Stud." März- und April-Heft
1892 8. >10 ff. und 157 ff. e schienten Aufsatz über Schrepfer
nach Gotlschall'n vielfach in Gleitenden Voraussetzungen. Obige Stelle
steht daselbst auf Seite 114 ff. — Die Red.
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