Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 82
(PDF, 160 MB)
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82 Psychische Studien. XX. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1893.)

Welt geheimnissvoller Wunder, die wir nur deswegen nicht
als solche erkennen, weil sie uns alltäglich vor die Augen
treten. Goethe sagt: — „Wir wandeln alle in Geheimnissen.
Wir sind von einer Atmosphäre umgeben, von der wir
noch gar nicht wissen, was sich Alles in ihr regt, und wie
es mit unserem Geiste in Verbindung steht.44 — Wir wissen
nicht, was Leben, was Geist, was Materie ist. Wir wissen
ebenso wenig, wie eine Sinnesempfindung entsteht, und was der
Schlaf ist. Kennen wir etwa das Wesen der Electrieität,
des Magnetismus, der Schwerkraft? Alle Naturkräfte sind
im Grunde genommen unergründliche Geheimnisse für uns.
Wir vermögen nur unter gegebenen Bedingungen ihre
Aeusserungen durch unsere fünf schwachen und trügerischen
Sinne wahrzunehmen und auf Grund dieser Wahrnehmungen
alsdann Gesetze zu formuliren, die, wie Virchow sagt, selbst
wieder sich ändern können, aber — „ins Innere der Natur
dringt kein erschaffener Geist."

Vieles, was unsere Altvordern für wunderbar hielten,
hat die Wissenschaft auf das gesetzliche Walten der
Naturkräfte zurückgeführt; und je mehr wir in der
Erkenntniss der Natur fortschreiten, desto mehr wird das
Reich des Wunderbaren und Mystischen eingeengt werden.
Denn als Wunder betrachten wir ein Geschehniss nur so
lange, als wir seinen ursächlichen Zusammenhang mit der
Natur nicht erkennen. Schon der heilige Augustin sagt
(„De civitate Dei.u LXXI. c. 8): — „Ein Wunder geschieht
nicht im Widerspruch mit der Natur, sondern mit dem,
was uns von der Natur bekannt ist.44 — Nun aber werden
wir gewiss bescheiden zugeben, dass trotz der gewaltigen
Errungenschaften und grossartigen Entdeckungen der
neueren Zeit noch gar Vieles unentdeckt, unbekannt und
dunkel im Schoosse der Natur ruht, und dass folglich auch
noch gar viele scheinbare Wunder geschehen werden.

Zu diesen dunklen (occulten) Gebieten gehörte bisher
auch der Hypnotismus. Doch die Wissenschaft hat
sich endlich muthig aufgerafft und einen Lichtstrahl der
Aufklärung hineingeworfen, — und da auf einmal finden
eine stattliche Eeihe von Thatsachen und Begebenheiten,
die dem modernen skeptischen Zeitgeist als Schwindel und
Aberglaube, dem grauen Alterthum und dem gläubigen
Mittelalter als „Wunder" oder „Zauberei44 galten, ihre
einfache und natürliche Erklärung, so dass die Religionsund
Kulturgeschichte, die Kunst, die Philosophie und
Psychologie, die Philologie und Pädagogik, die Physiologie
und Medicin und das Gerichtswesen nach gar manchen
Seiten hin eine neue, eigenartige Beleuchtung erfahren.


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