Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 88
(PDF, 160 MB)
Bibliographische Information
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88 Psychische Studien. XX. Jahrg. 2. Hett. (Februar 1893.)

durch die Suggestion beeinflusst werden. Die hier vorkommenden
unglaublichen Täuschungen beweisen schlagend
die Wahrheit des Ausspruches eines griechischen Philosophen,
— „dass der Mensch fünf Diener habe, die ihn stündlich
betrügen." — So wird Jemandem suggerirt, er sehe einen
beliebigen Gegenstand, der aber gar nicht vorhanden ist;
trotzdem entsteht in seinem Gehirn das betreffende Trugbild,
welches er für wirklich hält. Derartige Wahnvorstellungen
heissen „Hallucinationen"; „Illusionen" nennt man
sie, wenn ein äusseres Object zwar da ist, aber falsch
beurtheilt wird. Eine Hallucination ist es z. ß., wenn
Donato seinen Versuchspersonen eingiebt, dass eine giftige
Schlange vor ihren Füssen herumkrieche, und wenn jene
dann vor der vermeintlichen Schlange entsetzt zurück beben
und davon laufen. Eine Illusion hat der Hypnotisirte,
wenn er z. B. ein Kopfkissen für ein Kind, ein Tuch für
einen Hund, ein Stückchen Papier für ein Messer hält, —
Nicht nur das Gesicht, auch alle übrigen Sinnesorgane
können getäuscht werden. Der Hypnotisirte trinkt Wasser
und glaubt auf die betreffende Suggestion hin, es sei Bier,
Wein, Tinte, Salzwasser; er isst eine Kartoffel als Apfel,
eine Zwiebel als Birne; er riecht Ammoniak für kölnisches
Wasser; er hört den Donner grollen beim Rollen einer
kleinen Kugel u. s. w.

Ausser den oben beschriebenen Sinnestäuschungen
existiren auch noch Wahnvorstellungen, bei denen
der Hypnotische einen wirklich vorhandenen Gegenstand
nicht mehr wahrnimmt. Einem zerstreuten Gelehrten kann
es wohl passiren, dass er seinen Regenschirm sucht, den er
doch in der Hand hält. Er sieht also einen Gegenstand
nicht, der vorhanden ist. Aehnlich ist der Vorgang in der
Hypnose. Man sagt einem Hypnotisirten, dass eine von
mehreren anwesenden Personen weggegangen sei. Darauf
hin nimmt er dieselbe durch keinen Sinn mehr wahr, er
sieht, hört, fühlt sie nicht mehr. In derselben Weise lässt
sich hewirken, dass er die Person wohl sieht, aber nicht
hört u. s. w. Bernheim hat diese Trug Wahrnehmungen
„negative Hallucinationen" genannt, zum Unterschied
von den oben geschilderten, die man „positive"
nennt.

Die Sinnesthätigkeit kann abgestumpft, ja
sogar ganz aufgehoben werden. Man kann Blindheit,
Taubheit, Unthätigkeit des Geruchs-, Geschmacks- und
Gefühlssinnes suggeriren. Forel berichtet: — „Ich habe
Zähne in der Hypnose ausziehen lassen, Abscesse eröffnet,
ein Hühnerauge exstirpirt, tiefe Stiche gemacht, ohne dass


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