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Tony Kellen: Der Satanismus in Frankreich.
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logie, Alehymie u. s. w. beschäftigen. Abgesehen von
scheinbar ganz ernsten Männern, die sich im Geheimen mit
ihrer Wissenschaft beschäftigen, giebt es auch andere, die
Bücher darüber schreiben, oder gar ein Gewerbe aus ihrer
Kunst machen. Man öffne z. B. nur den 'Gil Blas': —
dort findet man fast täglich auf der 3. oder 4. Seite eine
Rubrik 'L'Avenir devoile' ('Die entschleierte Zukunft/), in
welcher ein gewisser Dr. Ely Star einem jedem die Zukunft
voraussagt, die er in den — Gestirnen liest. Allerdings
kostet ein solches Horoskop 20 Franken, und das sagt wohl
genug, was von jener Wissenschaft zu halten ist. [Wir sind
hierüber anderer Meinung, da die Stellung eines Horoskops
nach Vorschrift viel Zeit und Mühe kostet! — Der Sekr.
d. Red.] Dass man sich ferner noch mit Alchemie und der
'science oeculte' beschäftigt, beweist ein eigener Verlag, in
welchem Dutzende solcher Bücher in den letzten Jahren
erschienen sind und noch erscheinen. Ich wollte dieses
hier erwähnen, damit man nicht glaube, alles was Huysmans
über solche abergläubischen Sachen in seinem Werke
berichtet, sei nichts als leeres Phantasiegebilde. Noch jetzt
giebt es — das ist ja eine bekannte Thatsache — überall
Leute, die an Wahrsagerei glauben; aber besonders in Paris
sind die 'necromanciennes' (Todtenbeschwörerinnen) und die
'voyantes* (Hellseherinnen), und wie diese Weiber sich alle
benamsen, sehr häufig. Unter dem Kaiserreich beschäftigte
man sich sogar in den Tuilerien viel mit Magie; bekanntlich
wurde dort der Amerikaner(?) Home abgöttisch(?) verehrt,
weil er in seinen spiritistischen Sitzungen öfters 'Geister'
citirte." — Wir schalten hier ein, dass über Home viel
gefabelt worden ist (vergl. „Psych. Stud.-' October-Heft 1887
S. 479 ff.), aber ein englisches Werk aus der Feder seiner
verwittweten Gemahliii existirt, welches authentische Berichte
über Home's Beziehungen zu den Tuilerien enthält, betitelt:
— Madame Dunglas Home: — „D. D. Home^ his Life and
Mission." (London, Trübner Co., Landgate Hill, 1888.)
VIII und 428 S. gr. 8°. 10 M. — Nach Frau Tony Kellen
hat Huysmans als Repräsentanten des Satanismus des
Mittelalters den berüchtigten Ritter Blaubart Gilles de Rais
aus der Zeit der Johanna d'Arc dargestellt, als deren Begleiter
er in allen Schlachten fungirte und bereits mit
25 Jahren am Krönungstage RarVs VIL zu Reims zum
Marschall von Frankreich ernannt wurde. Auf seinem
Schlosse Tiffauges beschäftigte er sich mit „der Kunst, den
Teufel zu beschwören," sowie mit dem Stein der W eisen
und der Goldmacherkunst. Er ergab sich nach Verschwendung
seines Vermögens ganz der „Dämonomanie" und Hess sich
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