Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 101
(PDF, 160 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1893/0107
Deinhard; Die Wemdinger sogenannte Teufelsaustreibung. 101

Von unserem Standpunkte aus wird man gewiss eher
geneigt sein, sieh der Anschauung dieser katholischen
Theologen — abgesehen von dem darin enthaltenen Teufelsglauben
natürlich — anzuschliessen, als der Auffassung des
Gerichtspräsidenten, welcher den Fall als „Veitstanz"
ansprach, oder gar der seichten Aufklärungs-Presse, wie den
„Münchener Neuesten Nachrichten", beizustimmen, welche in
dem ganzen Vorgang nur den traurigsten „fanatischen
Aberglauben" erblickt. Jedenfalls stehen jene Auslassungen
der katholischen Geistlichen den Lehren des Occultismus
sehr nahe. Die Wissenschaft des Occulten erblickt in dem
jungen Zilk ein Individuum von medialer Veranlagung, welch
letztere wohl gerade nach dem Genuss j< nor „Hutzeln" zum
Durchbruch gelangte. Wäre der ßezirksarzt mit dem
„Hypnotismus" vertraut gewesen, so hätte er wohl, statt ein
Kecept zu verschreiben, eine Suggestionsbehandlung vorgenommen
. Die „Teufelsaustreibung" des Paters ist, wenn
man sie aller Aeusserlichkeiten entkleidet, nichts anderes,
als eine kräftige Suggestion, eine psychische Beeinflussung.
Warum sollte bei einem Medium von so geringer geistiger
Entwickelung nicht ein dasselbe beherrschendes Astralwesen
den in dem Knaben lebenden Teufelsglauben dramatisch
zur Darstellung bringen können? Sollte der Hass der
/fernsehen und der Zöschen Eheleute auf einander nicht
in causalem psychischen Zusammenhang stehen zu oben
angeführten Aeusserungen des „Besessenen",*) wie der
folgenden: — „Ich kann nicht heraus, weil diese Herz
immer verwünscht"? —

Die ganze „Hexerei" der Herz besteht demnach, wenn
wir diese beiden Fragen bejahen, nur darin, dass sie einem
Knaben von medialer Veranlagung, dem sie nicht ganz grün
ist, Gelegenheit gab, diese Anlage zu entwickeln, ihn also
in gewissem Sinne magisch beeinflusste, und dies Alles
natürlich sich selbst vollständig unbewusst. Für den Inhalt
der Worte des „Besessenen" aber, welche wider Willen des
Paters in die Oeffentlichkeit drangen und die Veranlassung
zu einer üblen Nachrede für Frau Herz bildeten, kann der
Pater nicht verantwortlich gemacht werden, der vom
Standpunkt der „philosophica occulta" überhaupt keine
strafbare Handlung begangen hat **)

*) Man vergl. hierzu „Psych. Stud." Juni-Heft 1886 S. 246 ff. -

Die Red.

**) Naoh dieser gerichtlichen Verhandlung wurde der Pater
Aurelian von »einer geistlichen Behörde aus Wemdingen versetzt und
soll, wie wir lesen, am 9. Januar 1893 Mittags in AitOetting, einem
berflhmten Marien-Wallfahrtsorte, wo bekanntlich auch die Herzen der


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