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Kurze Notizen.
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meere der grossen Morgenröthe und in der Hand tragend
das strahlende Cruzifix', wie es im 'Saint-GraaP liiess. Man
pilgert nun nach dem heiligen Graal in dem fränkischen
Städtchen u. s. w." — Aus einem neueren Artikel der 1. Beil.
zum „ Leipziger Tageblatt" Nr. 602 v. 2ö. November 1892,
betitelt: — „Die Pariser Hospitäler" von Th. Peter —
entnehmen wir folgende, das Vorhergehende in ihrer Weise
bestätigende, charakteristische Stelle: — „Ich habe manches
Krankenhaus durchwandert, aber nirgends einen solchen
Zudrang gefunden, wie in der Salpetriöre (in Paris) zu den
Vorträgen des vorerwähnten Doctors CharcoU Bis oben
hinauf sind die Bänke des Amphitheaters mit Aerzten,
Studenten und mehr oder weniger männlich gekleideten und
gekämmten Studentinnen besetzt, und erscheint dann der
kleine stämmige Herr mit dem schwarzen Sammetkäppchen
und der feierlich leisen Stimme, so wird er mit lebhaftem
Händeklatschen begrüsst. Dann spricht er eine Weile,
träumerisch vor sich hinblickend, um seine Zuhörer auf die
lebenden Bilder vorzubereiten, die er ihucn hernach vorführt
; — Nervenkranke aller Art, hysterische Frauen,
Somnambulen, kurz seine ganze 'Cour de miracle' (Wunderhof
), wie er einmal scherzend zu mir sagte. Seine Versuche
mit der Hypnose haben leider in der Pariser Gesellschaft
eine laienhaft ungeschickte und darum höchst gefährliche
Nachahmung veranlasst, die zu einem Modesport geworden
ist, und der 'Gespensterglaube* macht sich dieselben zu
Nutzen, obgleich es Charcot durchaus nicht einfällt, gewisse
noch dunkle Erscheinungen auf diesem Gebiete für übernatürlich
zu halten. Niemand protestirte eifriger als er
gegen die alberne Behauptung, er und seine Schule hätten
jene Bewegung veranlasst, welche unter den Namen
Occultismus, Kabbalismus, Symbolismus u. s. w. allen
Litteraturfreunden wohl bekannt ist." — Das ist gewiss
richtig bemerkt; nur hat der Herr Verfasser dieser Skizze
vergessen, dass dieselben Herren Aerzte, die jetzt so verächtlich
und erbittert gegen die letztgenannten Richtungen,
an deren höchster Spitze der Spiritismus und Spiritualismus
steht, ankämpfen, desgleichen auch gegen die Erscheinungen
des Braidismus und Hypnotismus angekämpft haben, die
sie nun so eifrig verfechten, als hätten sie dieselben erst
richtig erfunden. Es wird darum von grossem Nutzen für
die Forschung Wissbegieriger sein, wenn Journale existiren,
welche auch noch die von diesen Herren angefochtenen
Erscheinungen des Occultismus u. s. w. auf Grund ebenso
fest stehender Thatsachen und Beobachtungen unbeirrt
weiter vertheidigen, Dass manche derselben in Deutschland
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