Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 116
(PDF, 160 MB)
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116 Psychische Studien. XX. Jahrg. 3. Heft. (März 1893.)

mir verübte Täuschung. Ich trug nämlich unter dem
Oberkleide ein Kleid, dass ich aus Gaze angefertigt hatte,
und darunter weisse Unterkleider. Wenn ich nun als Geist
erscheinen wollte, so zog ich hinter dem Vorhange das
Oberkleid aus und hüllte den ganzen Kopf in einen weissen
Gazeschleier ein. Oefters betupfte ich auch das Gazekleid
mit gewöhnlichen Schwefelhölzchen, hiervon entstanden auf
dem Kleide leuchtende Flecken. Auf diese Weise habe ich
stets das Publikum getäuscht, so auch zwei Mal in Leipzig
den Professor Zöllner*) In Wien wickelte man mich in eine
Menge Gaze ein und band und siegelte dies unten und oben
zu. Es war aber eine Falte geblieben, durch die ich herauskam
. Nur einmal wurde ich entlarvt; es war dies im Sommer
1885 in Leipzig. Man zerschnitt nämlich, während ich als
Geist unter dem Publikum war, den Vorhang und sah nun
hinter demselben das von mir ausgezogene Kleid liegen, im
Uebrigen aber den Platz leer. Man erhellte das Zimmer
und entdeckte nun, dass ich, in Gazekleid und Gazeschleier
eingehüllt, den Geist spielte. Ich habe dabei stets mein
volles Bewusstsein gehabt. Den sogenannten „Drangs",
einen somnambulen bewusstlosen Zustand, habe ich, wenn
ich als Geist sprach, nie gehabt.4' — Auf Grund dieses
Zeugnisses, das die Töpfer allerdings als ein erzwungenes**)
bezeichnet, wurde sie, wie Eingangs erwähnt, am 18. Mai v. J.
verurtheilt. Des vollendeten Betrugs wurde sie bezüglich
des Dr. Spatzier für schuldig befunden. Letzterer, ein
überzeugter Spiritist, hat wohl bekundet, dass er sich nicht
für betrogen halte, da er an die Medienkraft der Töpfer
glaube. „Es kommt aber nicht darauf an", so heisst es in
dem Erkenntniss des Schöflengerichts, — „ob Jemand durch
die täuschende Manipulation eines Anderen sich geschädigt
fühlt, sondern dass er geschädigt ist. Die Gebrüder Cohn
und Frankfurter, die bekundeten, dass sie von vornherein au
die Medienkraft der Angeklagten nicht geglaubt haben, sind
nicht betrogen worden, jedenfalls aber liegt hier ein versuchter
Betrug vor. Ein vollendeter Betrug ist aber, ausser
in dem Falle Dr. Spatzier, noch anzunehmen bei allen
denjenigen Leuten, die mit einem gewissen Zweifel die

*) Dann wären aber aucb Ingenieure, Techniker, Mechaniker und
viele andere gute Beobachter in dieser Weise von ihr getäuscht worden,
was nach „l'sych. Stud." Soptember-Heft 1880 S. 385 ff., Februar-lJeft
1882 S. 49 ff., März-Heft l?8tf S. 129 ff., 131 Juli-Heft 1882 S. 289 ff.,
März-Heft lö79 Ö. 97 ff. und Juli-Heft 1879 Ö. 268 ff., unter den dort
berichteten Voraichtsmaassregeln ganz unmöglich erscheint. —

Der Sekr. d. Red,

**) Vergl. unsere vorhergehende Note S. 115. — D. S. d. Red,


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