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Wirth: Drei Kulturfragen des Spiritualismus. 163
was an den Enthüllungen eines angeblichen Mitarbeiters von
Stade sei, durch welche Stade als ein mediutnistischer Hochstapler
, Zöllner als sein Opfer hingestellt würden?*) Die
Antwort lautete, dass diese Beschuldigungen, die durch die
verschiedensten Blätter gegangen und endlich am 28. October
1892 auch in die „N. D. Ztg." gelangt seien, auf einen
Aufsatz der Zeitschrift „Deutschland", Jahrgang 1890,
zurückgingen, in welchem eine Frau Hildegard Nilson die
Abenteuer beschreibt, die sie sammt ihrem Manne bei ihrem
eigenen Auftreten als falsches Medium erlebt haben will.
Nun befand sich aber zu der von Frau Nilson genau angegebenen
Zeit, während welcher ihr „Eduard" mit Stade in
Deutschland und Oesterreich gereist sein soll, der letztere
in Amerika. Der gan^e Aufsatz, dessen Hauptzweck in einer
fortlaufenden Schilderung der verschiedenen zarten und
groben Verhältnisse seiner Verfasserin zu bestehen scheine,
erreiche in seiner ganz unglaublichen Gemeinheit mit
Sicherheit nur Eines: — Herrn Fritz Mauthner in Berlin
an den Pranger zu stellen, der es gewagt habe, als Herausgeber
seinen Lesern Derartiges zu bieten. Der Vortragende
behielt sich vor, an anderer Stelle genauer auf diese angeblichen
Enthüllunsren einzugehen.**)
Im zweiten Theile seines Vortrages behandelte Herr
Wirth drei von ihm sogenannte Kulturfragen des
Spiritualismus, d. h. drei Gründe, aus welchen vom
Standpunkte jeder höheren Kultur aus von der Wissenschaft
mit der Behandlung des Spiritualismus endlich Ernst gemacht
werden müsse Es war dies; —
1) Ein Grund der Religion. — Der Spiritualismus
sei eine solche. Seine Anhänger zählen nach Millionen, er
breite sich fortgesetzt in allen Schichten der Gesellschaft,
am meisten aber in ihrer Tiefe, in aller Stille mächtig aus.
Was uns für gewöhnlich verhindere, diese Beschaffenheit
des Spiritualismus zu erkennen, sei der Mangel einer äuseren
Organisation, die freilich bei genauerem Zusehen keineswegs
fehle, sondern nur auserordentlich einfach, und ebenso locker
und lose sei, gerade in dieser Beschaffenheit aber die Bedingungen
ihrer grossen Erfolge in sich trage. Seine Kultushandlung
sei ein wissenschaftlicher Versuch, durch den das
*) Die Versuche, welche Zöllner mit Stade angestellt hat, siud
von ZöVner beschrieben in seinen „Wissenschaftlichen Abh mdlungen",
Bd. II, Abth. 1 und 2, 1878, und Bd. III, 1879. Beide Bücher erhält
man gegenwärtig zu wesentlich herabgesetzten Preisen im Verlage von
Karl Siegismund, Berlin W., Mauerstras>e 68. — D. Refer. d. N. D. Z.
**, Man vgl. hierzu „Psych. Stud." Juni- u. Juii-lleft 1890 S. 286
u. S. 330 ff. D. Sekr. d. Red.
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