Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 164
(PDF, 160 MB)
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164 Psychische Studien. XX. Jahrg. 3. Heft. (März 1893.)

allgemeine Streben des Zeitalters, das heutzutage auch in
die einfachste und anspruchloseste Menschenseele einen Ableger
gesenkt habe, seine Befriedigung finde. Gegenstand
dieser Kultushandlung sei der Beweis des einzigen Glaubenssatzes
, der auch den angehenden Materialisten noch ernstlich
bewegt, und mit welchem der Spiritualismus stehe und falle:
des Satzes von der Unsterblichkeit der Seele und unserem
Verkehr mit den jenseitigen Geistern. Das Beweis verfahren
sei wiederum das denkbar überzeugendste: Die Sichtbarkeit
und Handgreiflichkeit der erscheinenden „Geister". Im
Uebrigen aber bleibt es Jedem nach natürlicher Anlage
und erworbener Bildung überlassen, sich die hierzu etwa
noch gewünschte Dogmatik und Mystik selbst zu machen,
oder aus dem vorhandenen Schriftenvorrathe auszusuchen.
Bei dieser vollkommenen Anpassungsfähigkeit an die einzelne
Persönlichkeit liege natürlich dem Spiritualismus nichts
ferner, als Unduldsamkeit und Glaubenszwang. Man gehöre
ihm an, so weit und so oft man wolle. Und selbst die
priesterliche Persönlichkeit dieses Kultus, das Medium,
bleibe nur so lange in Amt und Ansehen, als das Zutrauen
der Gläubigen zu seiner Person anhalte.

Was aber vor Allem bei der Beurtheilung des Spiritualismus
in die Wagschale fallen müsse, sei die von ihm
gelehrte Moral. Dieselbe sei durchweg eine solche der
reinsten christlichen Nächsten- und Menschenliebe. Sie verlange
von den Gläubigen die Üebung aller Tugenden,
welche die fortgeschrittensten Religionen, oder die Lehren
der grossen Dichter und Philosophen ihren Anhängern zur
Pflicht machten. Dazu komme ein starker Auftrieb nach
oben, indem sie das Aufsteigen zu höheren Räumen im
Jenseil s von der schon hier aufs Ernstlichste zu erstrebenden
sittlichen Läuterung des Geistes abhängig mache. Es sei
nicht zu bezweifeln, dass diese Lehre, verbunden mit der
eigentümlichen Weihe, welche der vermeintliche, durch
den mediumistischen Versuch gelieferte Verkehr mit der
Geisterwelt verleiht, manche schwankende Sittlichkeit erhalten
, gekräftigt und höheren Zielen zugewandt haben
möge.

Nach diesem gewiss sehr hoch bemessenen Lobe des
Spiritualismus überraschte der Vortragende seine Härer
gleichwohl durch die endgültige Verwerfung desselben.
Man müsse sich des Ursprunges erinnern, den diese hoch-
angeschwollene spiritualistische Erbauungsliteratur aus den
Trancereden und dem Geisterschreiben der Medien, mithin
aus einer unbewussten Geistesthätigkeit, genommen habe.
Möge, inhaltlich betrachtet, der Spiritualismus das Beste


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