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Wittig: Moltke's spiritistische Anschauungen. 207
Rapport, und ein alter Araber hat mir eine Geschichte
erzählt, wie man in einem Kristallspiegel das Bild dessen
erblicken kann, der an uns denkt. Aber nur ein reines,
treues Herz kann in dem Kristall etwas sehen, die mehrsten
erblicken darin, wie in einem gewöhnlichen Spiegel, nur
sich selbst. Nun gute Nacht." („Ueber Land und Meer"
Nr. 13, 1892, S. 284.) — Dass aber Moltke auch wirklich
„spiritistische" Anwandlungen gehabt hat, beweist noch
folgende Briefstelle aus Versailles vom 20. December 1870
an seine Schwester Auguste, in Erinnerung an den zwei
Jahre vorher erfolgten Tod seiner Gemahlin: — „Gott hat
sie in der Fülle des Lebens, in Kraft und Schönheit an
sich genommen und sie aller Bitterkeiten des Alters über-
hpben. Es ist mir tröstlich, dass auch in den lieben Briefen,
die Du mir zugeschickt, und für welche ich herzlich danke,
doch stets Zufriedenheit mit ihrem Loose sich ausspricht.
Wie manches Unrecht habe ich ihr dennoch abzubitten;
aber ich habe die Ueberzeugung? dass sie mir Alles verzeiht,
und wie sie mich 1^G6 nach dem Feldzug auf dem Bahnhof
freudig empfing, so hoffe ich, dass sie mich jenseits empfangen
wird, wenn die Qual dieses Erdenlebens endlich abgelaufen
sein wird, und darnach kann ich mich oftmals herzlich
sehnen. — Gern würde ich zuvor das grosse Werk glücklich
zu Ende geführt sehen, bei welchem ich mitzuwirken
berufen bin. Wir haben aber noch schwere Kämpfe zu
bestehen, und Schwierigkeiten häufen sich von allen Seiten,
die überwunden werden müssen. Aber der Herr, der so
woit geholfen, wird auch weiter helfen. — Zum Weihnachtsfest
, welches für uns freilich eine ernste Bedeutung für den
kurzen Lebensrest gewonnen hat, wünsche ich alles Gute.
Der Herr hat Marie am Tage zu sich genommen, wo er
das Heil der Welt verkündigt/' (5. Band der „Denkwürdigkeiten
des Grafen Moltke"} — Und in seinem letzten
Briefe an seinen Neffen (Schlussbrief der ganzen Sammlung
der ,,Briefe des Grafen Moltke an seine Braut und Frau44,
bei E. S. Mittler Sohn in Berlin 1892 erschienen) vom
12, August 1890 bespric t er Mr. Drummondf% Schrift („Das
Beste in der Welt**), dass nach dessen Theorie der Moslem
und der Heide ebenso gut selig werden können wie der
Christ, „und das glaube ich auch. . . Drummond legt nur
Werth auf die Werke der Liebe. Er geht dabei sehr weit,
iudem er ein Ideal aufstellt, welches im praktischen Leben
nie erreicht werden wird! Nach ihm sollen wir selbst auf
unser Eecht verzichten zu Gunsten unserer Mitmenschen.
Das ist der Communismus, mit dem der Begriff des
Eigenthums und damit die ganze bisherige sittliche (?)
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