Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 212
(PDF, 160 MB)
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212 Psychische Studien. XX. Jahrg. 4. Heft. (April 1893.)

erblickte. Auf meine Frage: — „Was hast denn Du nun
noch angewendet, um das Ding weg zu bringen?" —
erwiederte er mir: — „Ich habe es nicht weggebracht,
das hat mir Clärchen besorgt. Du weisst es ja, was sie
mir sagte, als wir sie in der Petersstrasse in Leipzig, wo
Du mit zugegen warst, trafen? — Ich habe, wie sie es
wünschte, bei unserem nächsten Zusammentreffen sie nicht
angesprochen, sondern ihr stillschweigend meine Hand
gereicht. So ist denn das Ding nach und nach kleiner
geworden und zuletzt ganz verschwunden.

„"Was meine Braut gethan hat, weiss ich selbst nicht
genau; nur soviel ist mir bekannt, dass hier ein sogenanntes
'Mondesver- oder Besprechen, wie das die Menschen so
nennen, angewendet worden ist. Das ist alles, was ich Dir
darüber sagen kann. Mag sich die Sache verhalten, wie
sie will, die Hauptsache ist: — 'Es hat geholfen! Probatum
est!'" — Was hatte denn nun geholfen? Alles dem Zufall
in die Schuhe zu schieben, wie man bei dergleichen
Gelegenheiten so oft sagen hört, das geht doch wohl nicht
gut an» Wo eine Wirkung wahrnehmbar ist, da muss
doch wohl eine Ursache vorliegen, wenn man sie auch nicht
kennt, Eins, ohne das Andere ist nicht denkbar. —

Während des Druckes dieses selbsterlebten wahrhaften
Berichtes läuft durch unsere Leipziger Blätter nachfolgende,
meine vorhergehend ausgesprochene Ansicht wenigstens
indirect bestätigende Mittheilung unter der Spitzmarke: —
Krasser Aberglaube. — Das „Berliner Tageblatt" v.
15. September 18U2 erzählt: —- „Die Todteuhand. —
Am Donnerstag Nachmittag irrte in Berlin eine feingekleidete
junge JFrau vor der im Norden der Stadt gelegenen Wohnung
eines Herrn umher, dessen Praxis ihn öfters an das Lager
von Todten ruft. Als dieser Herr endlich die Strasse betrat,
näherte sich die Dame ihm schüchtern mit dem Ansuchen,
sie gelegentlich an eine Leiche zu führen. Der Angeredete
hielt die Bittstellerin für überspannt und gab kurzweg eine
abvi eisende Antwort. Dies aber schreckte jene nicht zurück,
sie bat flehentlich, ihr den Wunsch zu erfüllen, und fügte
hinzu, dass es sich um die Beseitigung eines Schönheitsfehlers
' handele. Hierbei entblösste sie ihre zarte weisse
Hand, die durch ein sogenanntes Ueberbein entstellt war.
Jetzt wurde der Herr neugierig und beschloss, auch diese
Kur einmal zu studiren. Er nahm die junge Frau mit
sich, und Beide standen bald vor einem Leichnam. Bäsch
erfasste die Dame die rechte Hand des Todten und strich
damit stillschweigend mehrfach über das verhasste Ueberbein.
Kein Wort kam über ihre Lippen. Sie verliess in Eile

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