Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 236
(PDF, 160 MB)
Bibliographische Information
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236 Psychische Studien. XX. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1893.)

weil er sofort einer dringenden Einladung zu einem grossen
Feste im „Teatro Carlo Feiice" folgen musste. „Durch
die geöffneten Thüren des Ballsaales schaute still und
geheimnissvoll die traumhaft süsse Mondnacht in das
bunte Treiben hinein, marmorne Stufen führten hinab in
das Blättergewirr eines kleinen Magnolien- und Palmenhaines
, schwere weisse Blütenkelche, antike Göttergestalten
tauchten aus grüner Umschlingung hervor, leise rauschte
ein Springbrunnen dazu. Ich hatte mit einer feurigen
Spanierin getanzt und schaute mit Bedauern der biegsamen
Gestalt der Dame nach, als ein Anderer sie mir entführte,
da mich ihre prickelnde Unterhaltung ungewöhnlich
gefesselt hatte. <A rivederläP hatte sie lachend gerufen,
aber wie ich auch das Menschengemenge suchend durchschritt
, — ich konnte sie nicht wieder finden. Da glaubte
ich ihr granatfarbenes Atlasgewand über die Marmorstufen
in den Magnolienhain hinabgleiten zu sehen, ich folgte ihr
in die märchenhafte Dämmerung. Wohlthuend kühlte der
Nachtwind meine heisse Stirn, als ich links und rechts
spähend weiter eilte. Ringsum war es still, die sprudelnde
Festfreude zog allgewaltig die grosse Menge in ihren
Zauberkreis. Der kleine Hain lag menschenleer und
verlassen da, und so wird ihn wohl auch das junge,
lebensprühende Weib, das ich vergeblich suchte, gefunden
haben. Schon wollte ich, enttäuscht von der erfolglosen
Wanderung, mich zurückbegeben in das Gewühl, da
stockte mein Fuss. — Vor mir sah ich, magisch von den
Mondstrahlen wie von Silberschleiern Übergossen, eine lichte
Gestalt. An den Stamm einer Palme gelehnt, deren breite
Blätter sich tief auf das schöne Haupt herab neigten,
stand da eine fremdartige Erscheinung. Die schlanken
Glieder von milchweissen Gewändern umwogt, in lässiger
Muse, das Antlitz aufwärts gerichtet. — Wo hatte ich
doch diese schöne', statuenhafte Gestalt, deren Züge mir
bekannt schienen, schon einmal gesehen? In letzter Zeit
waren so viele Eindrücke auf mich eingestürmt, dass ich
mich nicht zu entsinnen vermochte. Koch stand ich
überlegend, ob ich mich der Dame nähern könne, da kam
Signor Federigo, Violetta's Bräutigam, mit der ausgelassenen
Schaar seiner Genossen mir mit lautem Zuruf entgegen.
'Der deutsche Träumer müsse wohl im Mondschein
schwärmen, solchen sentimentalen Anwandlungen werde
man mich aber entreissen', neckte man mich, und entführte
mich gewaltsam. — Noch einmal wandte ich mich nach
jener Stelle zurück, wo ich die Dame gesehen, aber sie war
verschwunden. —


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