Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 237
(PDF, 160 MB)
Bibliographische Information
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Wittig: Parallelfälle zu dem nächtlichen Schreckgespenst etc. 237

„Nun hatte sich unser fröhlicher Kreis wieder . . .
zusammengefunden, . . . dennoch musste ich trotz der
überschäumenden Lust, die sich ringsum beim perlenden
Schaumwein entfesselt, Eines gedenken, der oft im Leben
solche Stunden mit mir getheilt, und der heute wieder
hier fehlte, wo ich ihn halb und halb zu finden gehofft.
— Tauchte da nicht sein blonder Kopf aus dem Menschengewoge
hervor, oder war es eine Täuschung gewesen?
Halb unbewusst musste ich wohl Kurfs Namen ausgesprochen
haben. 'Der?' fragte mein Gegenüber, ein
junger deutscher Maler, der sich uns zugesellt. 'Man sieht
Kurt Freihold nirgend mehr, auch nicht bei unseren
künstlerischen Zusammenkünften. Für uns ist er so gut
wie gar nicht vorhanden.' — ,Wissen Sie denn nicht/
versetzte auf meine erstaunte Frage ein Anderer, ,eine
fremde geheimnissvolle Schönheit hält ihn in so festen
Banden, dass die ganze Welt aufgehört hat für ihn zu
existiren. Es ist schon geraume Zeit seitdem vergangen,
da zeigte sich auf der Aqua Sola bei der beginnenden
Dämmerung eine auffallend schöne Frauenerscheinung.
Schmucklos in weisse Gewänder gekleidet, statt der
modischen Kopfbedeckung um das blonde Haupt den
Spitzenschleier geschlungen, so fuhr sie in einfachem
Gefährt über den Korso, wo es um diese Zeit weniger
belebt ist. Bald genug hatte die Dame durch ihre grosse
Schönheit Aufsehen erregt; man fragte und forschte, und
hatte es endlich heraus gebracht, dass sie eine Fremde
sein müsse, die erst seit kurzem aufgetaucht sei und in
einem alten Palast, der seit Menschengedenken leer steht,
wohne. Der Palast liegt in der Via Novissima, die jetzt
noch mit Unrecht ihren Namen trägt, denn sie ist eine
der älteren Strassen und von den Fremden, besonders den
Malern, vielfach ihrer herrlichen Bauwerke wegen bewundert.
Aber diese Bauwerke, im reichsten Renaissancestile ausgeführt
, stehen meist leer und verlassen, da die grossen
Familien, die sie einst bewohnt, theils verarmt, theils
ausgestorben sind. Auch mit diesem Palast verhält es sich
ebenso, er wird nur von einem Custode und seiner tauben
Frau gehütet. Ein seltsamer Aufenthalt für ein junges,
schönes Geschöpf, so öde unheimliche Räume. Aber mit
dem Geschmack lässt sich nicht rechten, die Dame mag
ja eine Vorliebe für das Alterthümliche haben. Vergeblich
suchte man sich derselben zu nähern, eine Bekanntschaft
anzuknüpfen; ihr eingezogenes, völlig abgeschlossenes Leben
machte jeden solchen Versuch zur Unmöglichkeit. Ausser
ihren einsamen Fahrten über den Korso sah man sie


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