Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 267
(PDF, 160 MB)
Bibliographische Information
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Kurze Notizen.

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so kraftvolle Wirkung, um im wirklichen Leben einen ganzen
Manenkult hervorzurufen! Aber zerfliessen nicht alle
Sinnenerscheinungen vor unseren Augen ebenso, wie die im
Traume, wenn sie vorüber sind? Und haben alle vermeintlich
wirklichen, realen Lebenserscheinungen so kraftvolle Nachwirkungen
? "Worin liegt nun das sichere Kriterium ihrer realen
Existenz? In der öfteren oder regelmässigen Wiederholung?
Auch Träume wiederholen sich öfter und regelmässig. Darin
werden wir mit Herrn Carus Sterne in den letzten Schlussfolgerungen
niemals übereinstimmen. Julius Lippert habe nun
ihm zufolge seine Bücher über den Seelenkult und die
Religionen der europäischen Culturvölker nach dem Vorgange
Otto Casparis geschrieben und alle Religion auf Manenkult
zurückbezogen, was wir jedoch in seinem Kerne als nicht
richtig anerkennen. Die Religion geht nicht blos von
Träumen über Verstorbene aus. Das wäre ein Grundirrthum.
Tertullian freilich mag gegenüber den Heiden seiner Zeit
nicht ganz unrecht gehabt haben, dass deren Götterkult
von Todtendienst nicht zu unterscheiden sei: ihre Altäre
glichen Grabmälern, ihre Tempel Grabkapellen, ihre Opfer
und Tempelmahle Todtenspenden und Begräbniszschmäusen.
Aber Carus Sterne hat dabei ganz zu erwähnen vergessen,
dass das Christenthum ja selbst in den Katakomben Roms
über Altären voll von Gebeinen Heiliger seine Gottesdienste
gefeiert hat, dass das christliche Abendmahl ein Gedächtnissmahl
des Gekreuzigten, dass die christlichen Tempel
Begräbniszstätten waren. Tertullian wollte offenbar nur
seine christliche Religionsfeier als eine weit lebensvollere
gegenüber dem heidnischen Todtendienste charakterisiren
und ihn in einen inneren Glaubensgegensatz zum christlichen
Himmel stellen. — Lippert habe nun aber weit über sein
Ziel hinausgeschossen, indem er die Natursymbolik abwies
und die Götter nur als in den Himmel entrückte Manen
von Häuptlingen und Stammeshelden auffasste. Zwar habe
der Glaube an das Fortleben und das Wandern der Seele
in gleicher Gestalt und auch ihr Verwandlungsvermögen
in andere, selbst Thiergestalten, im Traume die späteren
Gestalten des Dämonen- und Götterglaubens angeregt, aber
diese seien bald nur die Formen und Gefässe für einen
neuen Inhalt geworden ähnlich den Pseudometamorphosen
des Steinreiches, dessen Massen eine fremde, ihnen vorausgegangene
Form ausfüllen und erborgen. Das habe nun
der geistvolle Dichter und Mythenforscher Ludwig Laistner
nach Mannhardfs Vorgange in einem zweibändigen Werke:
— „Das Räthsel der Sphinx. Grundzüge einer
Mythengeschichte." (Berlin, Wilh. Hertz — Besser, 1892) —


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