Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 284
(PDF, 160 MB)
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284 Psychische Studien. XX. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1893.)

der Dichtung eine grosse Rolle. Auch Altmeister Goethe
hat dieselben wiederholt eingeführt. Vor Allem in seinen
berühmten Märchen, dann aber auch im „Faust" in der
Walpurgisnacht. Er giebt ihnen einen mehr humoristischen,
schalkhaften und lustigen Character. In diesem Sinne
spricht sich das Irrlicht in der Walpurgisnacht selbst aus: —

„Aus Ehrfurcht, hoff* ich, soll es mir gelingen,

Mein leichtes Naturell zu zwingen;

Nur Zick-Zack geht gewöhnlich unser Lauf.*)

Da Irrlichter häufig auf Friedhöfen gesehen worden
sind, so ist es ein viel verbreiteter Volksglaube, dass die
Seelen der Verstorbenen, insbesondere jene sündhafter
Menschen, in dieser Gestalt umher irren.

Sehr verbreitet ist dieser Glaube in Oberschlesien, wo
auch RaupacKs „Der Müller und sein Kindu mit seinem
schauerlichen Aberglauben spielt.**) Es ist noch nicht so
lange her, dass hier ein unglückliches Mädchen zuerst ihr
Kind, dann sich selbst tödtete, indem sie in den in der
Nähe ihres Dorfes gelegenen Teich sprang. Auf Anordnung
der Ortsbehörde und des Pfarrers wurde die Unglückliche
an dem Ufer des Teiches selbst begraben, wo ein niederer
Rasenhügel, von Niemandem gepflegt, an ihr tragisches
Ende mahnte. Doch bald wurde es bemerkt, dass sich
Nachts ein Irrlicht in der Nähe dieses Grabes zeigte, und
die Fälle mehrten sich, wo Wanderer oder Leute aus dem
Dorfe, die etwas über den Durst getrunken hatten, durch
dieses Irrlicht in den Sumpf oder in den Teich gelockt
wurden und froh waren, mit einem kalten Bade davon zu
kommen. Allmählich drang die Ansicht durch, dass dem
Uebel, das der Spuk verursache, nur dadurch zu steuern
sei, dass man die Unglückliche nachträglich doch noch an
geweihter Stätte beisetze. Lange sträubte sich der Pfarrer
dagegen, aber schliesslich gab er doch der allgemeinen
Stimmung nach, und so wurde die Verstorbene nochmals
ausgegraben und zu nächtlicher Stunde auf dem Friedhofe
des Dorfes begraben. Wirklich hörte von nun an der Spuk
auf, das Irrlicht liess sich nicht ferner in der Nähe des
Teiches blicken, und die Gemüther der Dorfbewohner kamen
wieder zur Ruhe. —

Nicht minder interessant ist ein Fall, der sich auch
vor Kurzem erst in einem Dorfe der Moldau zugetragen
hat. Hier wohnte mit seiner Grossmutter ein auffallend

*) Siehe Kurze Notiz d) auf nachfolgender Seite 315 ff.
**) Man sehe hierüber noch unsere folgende Kurze Notiz e): —
„Die Todtenmette bei St. Stefan in Wien14 auf S. 316 ff.


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