Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 285
(PDF, 160 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1893/0291
Wittig: Parallelfälle zu dem nächtlichen Schreckgespenst etc. 285

schönes Zigeunermädchen, das in den Augen der unwissenden
und abergläubischen Bevölkerung als Hexe galt, weil es
den Leuten aus der Hand wahrsagte, eine gute Wetterprophetin
war und verschiedene Heilkräuter kannte, mit
deren Hilfe sie bereits mehr als einen Kranken geheilt hatte.

Ein junger Bojar sah das Mädcheu, verliebte sich in
sie und verfolgte sie seither mit Liebesanträgen. Nun sind
aber gerade die Zigeunerinnen allen Leuten, die nicht ihres
Standes sind, gegenüber geradezu unzugänglich. Auch in
diesem Falle widerstand die Heissumworbene ebenso gut
den glänzenden Versprechungen, den angebotenen Geschenken
und dem Gelde des Bojaren, wie seinen Bitten. Endlich
verlor der rumänische Don Juan die Geduld, und uneingedenk
des Ausspruches des Sarmiro: — „zur Liebe kann ich Dich
nicht zwingen", — versuchte er eine andere Methode und
schlug die schöne Zigeunerin, als sie ihn wieder einmal
spöttisch abgefertigt hatte, mit seiner Reitgerte. Sie floh
vor ihm in die Hütte ihrer Grossmutter, drohte ihm aber
dann aus dem Fenster heraus und schwor ihm Rache.

Das Verhängniss wollte, dass der junge Bojar nicht
lange darnach, von einem üppigen Gastmahle zurückkehrend,
seiner Sinne nicht mehr ganz mächtig, von einem Irrlicht
in den nahen Sumpf gelockt wurde und in demselben den
Tod fand.

Jetzt war es sicher, dass die schöne Zigeunerin eine
Hexe sei, und dass sie aus Rache den Tod des Bojaren
verschuldet habe. Von den Verwandten des Verunglückten
aufgehetzt, rotteten sich die Landleute zusammen, überfielen
Nachts die Hütte der Zigeunerin, bemächtigten sich derselben
und fesselten sie an Händen und Füssen. Dann
errichteten sie auf einem freien Platze vor dem Dorfe
einen grossen Scheiterhaufen, banden die vergebens ihre
Unschuld betheuernde Zigeunerin an den Pfahl, der mitten
in demselben eingefügt war, und zündeten das ringsum
aufgeschichtete Reisig an. Schon wirbelte der Rauch
empor, schon bedrohten die rothen Flammen das arme um
Hilfe rufende Mädchen, als zu rechter Zeit zwei Gendarmen
auf dem Platze erschienen, die Bauern zerstreuten und die
Zigeunerin vom sicheren Tode erretteten. —

Eine der originellsten Geschichten, in denen Irrlichter
als handelnde Personen auftreten, erzählt der Napoleonische
General Baron von Marlot in seinen vor Kurzem in Paris
veröffentlichten Memoiren aus dem Feldzuge von 1812. Er
schreibt: — „Das 23. Jäger-Regiment zu Pferd, das seinen
Posten in Zapole hatte, deckte die Flanke der Armee, als
der Marschall Victor auf die Meldung hin, dass sich zahl-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1893/0291