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Prof. Maier: Offener Brief an Prof. Dr. Büchner etc. 293
unfassbare immaterielle Wesen handle (gewiss nicht!),
sondern um gasförmige, unsichtbare Körper. Wir werden
kaum irren, wenn wir annehmen, dass auch dieses CJrtheil
des berühmten Naturforschers sich nicht etwa auf eigene
Beobachtung der spiritistischen Phänomene, oder auch
nur auf eingehendere Studien über die scheinbaren Wunder
des Hypnotismus, Somnambulismus und der Mediumität
gründet, sondern auf böswillige Darstellungen sogenannter
Entlarvungen von bezahlten Medien, wie solche von der
Tagespresse systematisch ohne nähere Prüfung der That-
sachen verbreitet werden.
Sehr interessant war uns in dieser neuesten flaeckefschen
Schrift die Klarstellung seiner Auffassung des Weltäthers.
„Wenn auch der Monismus (heisst es auf S. 15) alle
Erscheinungen — ohne Ausnahme — auf Mechanik der
Atome zurückzuführen bestrebt sein muss, so müssen wir
andererseits doch zugeben, dass wir heute noch ganz ausser
Stande sind, uns irgend eine befriedigende Vorstellung über
das eigentliche Wesen der Atome — [vielleicht sind die
Uratome, heisst es S. 19, ursprünglich 'verdichtungspunkte'
(d. h. also wohl Kraftcentren) der schwingenden 'Substanz',
deren Rest der Aether bildet,] — und ihre Beziehung zu
dem allgemeinen, den Raum erfüllenden 6Weltäther' zu
bilden." — Und weiter unten: — ,,Einen elementaren
Fortschritt des Naturerkennens von grösster Tragweite hat
jedenfalls die theoretische Physik in neuester Zeit dadurch
gethan, dass sie der Kenntniss dieses Weltäthers naher
gerückt ist und die Frage von seinem Wesen, seiner
Structur, seiner Bewegung in den Vordergrund der
monistischen Naturphilosophie gedrängt hat. Noch vor
wenigen Jahren galt der kosmische 'Aether' den meisten
Naturforschern als ein 'imponderables' Wesen, von dem
man eigentlich nichts wisse, und das blos als dürftige
Hilfshypothese vorläufig zuzulassen sei. Das ist ganz anders
geworden, seitdem Heinrich Hertz 18^8 uns über das Wesen
der electrischen Kräfte aufgeklärt hat. Durch seine schönen
Experimente hat er die Ahnung von Faraday bestätigt,
dass Licht und Wärme, Electricität und Magnetismus nächst
verwandte Erscheinungen einer einzigen Kraftgruppe sind
und auf transversalen Schwingungen des Aethers beruhen.
Das Licht selbst — welcher Art es auch sei — ist immer
und überall eine eleetrisehe Erscheinung. Der Aether
selbst ist nicht mehr hypothetisch; seine Existenz
kann in jedem Augenblick durch eleetrisehe und optische
Versuche bewiesen werden. Wir kennen die Länge der Licht-
weUen und der electrischen Wellen. Ja, einige Physiker
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