Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 317
(PDF, 160 MB)
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Knrze Notizen.

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alljährlich zum „Allerseelen-Feste" (2. November) durch
Aufführung des bekannten Schauerdramas „Der Müller und
sein Kind" (s. „Psych. Stud." Juni-Heft 1893 S. 284) auf
allen Bühnen (die der Hoftheater ausgenommen) dem
massenhaft herandrängenden Publikum stets wieder in
Erinnerung gebracht wird. Es ist dies der, namentlich in
Oesterreichs Bergländern noch heutzutage unglaublich stark
verbreitete Aberglaube, dass wer um die zwölfte Stunde der
Christnacht sich vor einer Kirche aufstellt, alle während
des nächsten Jahres im Orte dem Tode Verfallenden im
Grabgewande vorüberziehen sieht. — Die erwähnte Wiener
Sage hängt mit der Pest von 1364 zusammen, bezüglich
welcher für unsere Zeitgenossen die Mittheilung nicht ohne
Interesse sein dürfte, dass schon damals die Seuche in Italien,
von wo dieselbe nach Oesterreich und Deutschland verschleppt
wurde, „Influenza" hiess. — Jener uralten Chronik
zufolge war der „Todtenseher" *) der damalige Pfarrer von
St. Stefan, Graf Albert von Hohenberg. — Gegen 12 Uhr der
Christnacht 1363, des der furchtbaren Pest vorangehenden
Jahres, sei der Geistliche im Studiren der Predigt für den
nächsten Festtag durch aus dem Dome herübertönenden
Choralgesang aufgeschreckt worden. Als er mit einer Leuchte
der Kirche zueilte, setzte ihn das nun noch deutlicher
vernehmbare Singen im Dome und die erleuchteten Fenster
in Erstaunen.**) Dieses wich alsbald dem Schreck, als er, die
Kirche betretend, dieselbe mit Leuten, deren er Viele
kannte, und die sämmtlich mit Todtenhemden angethan
waren, dicht gefüllt sah. Im selben Augenblicke, als er, in
dem silberhaarigen Priestor am Hochaltare sich selbst erkennend
, von tödtlicher Angst erfasst wurde, schlug die
Glocke „Eins", und der ganze Spuk verschwand. Tief
erschüttert wankte der Pfarrer heim, um die so erlebten
Schrecknisse, sowie die Namen der von ihm in der „Geisterversammlung
" Gesehenen zu verzeichnen. Und in der That
starben — wie die Chronik weiter erzählt — die Träger
der niedergeschriebenen Namen, sowie der Geistliche selbst,
sämmtlich an der Pest von 1364. — Diese Erzählung einer
uralten Chronik ist gewiss ein sprechender Beweis grenzen-

*) S. „Psych. Stud." Mai-Heit 1881 S. 238, August-Heft 1888,
S. 379 ff. etc. über ,.Leichenseher" und „Vorwiler". Vergl. noch
meinen Artikel über Frilz Mauthnefs Artikel: — „Spiritisten auf der
Bühne-* — in „Psych. Stud." in einem der folgenden Hefte.

Der 8ekr. d. Red.
**) Genau so wie König harl XL von Schweden in seiner Vision.
Vgl. die vorhergehende Kurze Notiz a) auf ö. 313 dieses Heftes.

Der Sekr. d. Red.


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