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326 Psychische Studien. XX. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1893.)
gleichartig mit dem animalischen, oder es wird von derselben
Seele verbreitet. Zwischen dem Körper und den
Ausscheidungen aus demselben ist eine gewisse Verkettung
der Geister oder sind Ausstrahlungen vorhanden, wenn auch
die Ausscheidungen weit entfernt werden; ferner sind die
, vom Körper geschiedenen Theile in ihrer Beschaffenheit
fast ebenso wie das Blut. In den Ausscheidungen, dem
Blute u. s. w. ist der Geist nicht so sehr eingesenkt und
festgebunden, wie in dem Körper, und wird deshalb in
ihnen schneller beeinflusst.44) —
Der Gebrauch der nach dieser Ansicht noch mit dem
Lebensgeist eines Individuums zusammen hängenden Dinge
zu Zauberzwecken mag nun allerdings eine gewisse Aehn-
lichkeit mit Rochas1 Experimenten haben, speciell mit denen,
in welchen er ein empfindlich gemachtes, eigentlich mit dem
Lebensfluidum des Percipienten gefülltes Object nach einiger
Zeit und in grösserer Entfernung während des Wachzustandes
der Versuchsperson zur Einwirkung benutzte.
Was aber den alten ,,Bilderzauber" anbelangt, so scheint
derselbe \on Rochas' Versuchen in mancher Hinsicht abzuweichen
. Von einer vorhergehenden üebertragung der
Empfindlichkeit auf das Wachsbild weiss z. B. GÖrres, der
die alten Zaubergeschichten gewiss eingehend studirt hat,
nichts zu berichten. Derselbe sagt, das Verfahren bei der
„magischen Plastik", wie er den „Bilderzauber" nennt,
beschreibend („Christliche Mystik44 II. 497): — „Ein Bild
wird von Wachs oder einer anderen Substanz gebildet, im
Namen des Beelzebub getauft und nun mit Nadeln durchstochen
, oder im Feuer geröstet. Alles, was ihm angethan
wird, soll sich dann zum Urbilde fortpflanzen.4* — Nach
dieser Schilderung hat also das Bild vorher nicht mit dem
Beeinflussten in Berührung gestanden. Ich selbst habe
gleichfalls bei meinen eigenen Forschungen in Hexenprozessen
keine diesbezügliche Andeutung finden können.
Es dürfte also beim alten Bilderzauber nicht die Art des
magnetischen Rapportes stattgefunden haben, welche bei
Rochas wirkte, sondern es mag vor allem der Wille des
Magiers die Beziehung hergestellt haben.
(Sehluss folgt.)
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