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Wittig: Parallelfälle zu dem nächtlichen Schreckgespenst etc. 331
gehörten, gegründeten Kloster Trebnitz bei Breslau die
prophetischenWorte gesprochen: — „Gedenke meines
Sohnes im Gebete, denn er wird nicht nach Weise derjenigen
, die im Bette sterben, ans dieser Welt gehen!*4 —
Als ihr die staunende und erschrockene Klosterfrau
bekümmert antwortete: — ,,Fürstin, das sei ferne! Ihr
habt nur den einzigen Sohn, darum befürchtet Ihr, dass
ihm vielleicht also geschehe; verbannt diese Besorgniss!" —
da erwiederte Hedwig: — „Ich fürchte es nicht blos, ich
weiss es ganz gewiss, dass er durch Todtschlag um sein
Leben kommen wird.'* — Von wem er aber getödtet werden
sollte, verschwieg sie aus Schonung der Ihrigen, damit sie
nicht unzeitig geängstigt und kleinmüthig würden. („Chron.
Pol." in Stemel „Scriptt. rer. Siles." II, 44.) —
Hedwig hatte zu solcher Besorgniss gerechte Erfahrungsgründe
. Sollte ihr Sohn bei der Uneinigkeit der polnischen
Stammvettern einem solchen Feinde, wie den Mongolen im
Bunde mit den von ihnen unterworfenen Tataren, allein
Widerstand leisten, dann war sein Sieg und Leben aufs
Spiel gesetzt. Sein Heldentod bewies, dass sie leider zu
wahr gesprochen. Heinrich der Fromme vernahm kurz vor
dem Einfalle der Heiden in seine Länder (gegen eine
Million Streiter waren es insgesammt!) vielleicht genauere
Nachrichten über ihre Verheerungen in Bussland durch
den Grossfürsten Michael von Kiew, der nach dem Falle
seiner Hauptstadt weder bei seinem Schwager Daniel in
Halic, noch bei seinem Oheim Conrad von Masowien
geborgen war, daher als Flüchtling mit Gefolge ins Fürsten -
thum Breslau eilte. Jedenfalls wollte er sich weiter nach
Deutschland begeben. In Neumarkt aber erschlugen die
Bürger seine Begleitung, darunter eine Prinzessin, und
raubten seine geretteten Schätze. (Oder sollten es
spionirende Gesandte der Tataren gewesen sein?
meint A. Knoblich in seinem später citirten Werke, weil
— „nach d'Avezatfs Ausgabe der Reise des Bruders
Johannes von Plan Carpi (1246) diesem der Kuyuk Chan in
Sira Ordu in der Antwort an den Papst den Vorwurf
macht, dass die Christen aus einer bösen Eingebung die
tatarischen Gesandten getödtet hätten ? Jedenfalls hat der
wegen seiner Neuigkeit viel verlachte Mönch, der die
Hedwig's-Le gen de 1504 herausgab, den Vorfall in
Neumarkt dem Volksmunde entlehnt", — dem wohl auch
das bekannte schlesische Volkslied: — „Die Tartarfürstin":
— „Was wollt ihr aber hören ? — Was wollt' ihr, dass ich
sing'? Wohl von der Tartarfürstin, Wie's der zu Neumarkt
ging? u. s. w." — entstammt ist.) Da sah sich Michael
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