Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 353
(PDF, 160 MB)
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du Prel: Giebt es Warnungsträume?

353

Traume beigewohnt. Alexander notirte die Stunde der
Vision, die bald bestätigt wurde.1) — Auch Melanchthon
erfuhr den Tod seiner geliebten Tochter durch einen fernsehenden
Traum.2)

Wie kommt es nun aber, dass das Fernsehen mit
solcher Vorliebe sich auf Unglück, Gefahr und Tod richtet,
so dass schon AesckyUu sagt: —

„Gaben Seher je Wonne kund?
Die vieljährige Seherkunst Aller,
Die je der Geist der Götter trieb,
Enthüllte nur Schrecken und jammervolles Loos."3)?

Es scheint mir die Annahme gestattet zu sein, dass
die Sehergabe, analog dem physiologischen Gesichtssinn,
sich gleichmässig nach allen Richtungen des Raumes ausbreiten
kann; dass sie auch in der Zeit alle Ereignisse
überblicken kann, mögen sie Interesse haben, oder nicht.
Aber diejenigen räumlich oder zeitlich entfernten Ereignisse,
die tür den Seher den grössten Gefühlswerth haben, werden
eben darum mehr Chancen haben, die Empfindungsschwelle
zu überschreiten, und zu Gehirnvorstellungen werden. Damit
aber ist auch die Erinnerung nach dem Erwachen
ermöglicht. Belehrend in dieser Hinsicht und beweisend
für die psychische Erregung als günstigen Boden des
Fernsehens mit Erinnerung sind jene Träume, welche sich
einstellen, nachdem wir den Tag mit quälenden Gedanken,
mit dem Drange, etwas zu erfahren, oder zu erreichen,
verbracht haben. Ein Gelehrter in Dijon schlief nach vergeblichen
Bemühungen ein, den Satz eines griechischen
Dichters zu verstehen. Im Traum wurde er nach Stockholm
in die Residenz der Königin Christine versetzt und in der
Bibliothek vor ein Fach gestellt, wo sein Auge auf einen
kleinen Band fiel, den er öffnete, und worin er etwa zehn
bis zwölf Verse und damit die Lösung der Schwierigkeit
fand. Er erwachte freudig und notirte, was er gelesen,
schrieb dann an seinen Freund Chanut, den Gesandten in
Stockholm, und bat ihn, den dortigen Philosophen Descaries
über die Einrichtung der Bibliothek zu befragen. Er legte
die Abschrift der im Traume gelesenen Verse bei und bat
nachzusehen, ob in einem bestimmten Bande eines bestimmten
Faches diese Verse zu finden seien. Descartes fand Alles
richtig und meinte, man könnte nicht genauere Nachweise
geben, wenn man die Bibliothek seit zwanzig Jahren

*) „Gen. dici." I. C. 2. (?)

2) Camerarius: —» „Vita Melanchth." 209.

3) Aeschylusi — „Agamemnon." 1127,

Fayohische Stadien, Juli 189a. 23


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