Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 359
(PDF, 160 MB)
Bibliographische Information
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I

Kurze Notizen. 359

einen Tag befreit sei. Eine grosse Reihe von Aerzten hätten
an ihr herum kurirt: — der Eine hätte ihr alle Backzähne
herausgezogen mit dem Bemerken, dass die Ursache in
den Kinnladen liege, der Andere hätte sie electrisirt, der
Dritte zu hypnotisiren versucht, was aber nicht geglückt
wäre, der Vierte hätte Morphium gegeben, kalte Douchen
verordnet u. s. w. Ich legte meine rechte Hand vielleicht
eine halbe Minute über ihren Kopf, worauf sie sogleich
einschlief, sich ihr ganzes Gesicht verklärte und sie gut
hellsehend wurde. In der ergreifendsten Weise beschrieb
sie dann in diesem hellsehenden Zustande, wie sie glänzende
Sterne und Flammen sähe, und wie ich in letztere vollkommen
gehüllt sei; beschrieb einigen Patienten Gestalten,
die bei ihnen ständen, und die solche theilweise als Verwandte
zu erkennen erklärte. Ging ich nun in ein anderes
Zimmer, so stand sie soiort auf und folgte mir, ohne dass
ich dazu etwas gethan, oder selbst den Wunsch dazu
gehabt hätte. Als ich sie fragte, weshalb sie das thue,
antwortete sie, dass sie das nicht wisse, aber sie fühle
einen Drang, den Strahlen zu folgen. — Ich habe ja viel mit
Somnambulen zu thun, doch sitzen solche meistens ganz
ruhig und bewegen sich kaum, wogegen Fräulein Z,, selbst
wenn ich ein paar Schritte von ihr entfernt einen Patienten
behandelte, mich ganz bescheiden fragte, ob sie sich nicht
neben mich stellen dürfe? Sie wollte nur immer den
magnetischen Emanationen so nah als möglich sein. Vorgestern
sagte sie plötzlich ganz verzückt, soeben sei ihr
Vater gekommen, und ich sah sie dann mit dem rührendsten
Gesichtbausdruck, wie sie die Lippen bewegte und sich
angelegentlich mit Jemandem zu unterhalten schien, ebenso
mit einer von ihr innig geliebten Freundin, die, wie sie
sagte, vor einiger Zeit gestorben sei. Als sie einen Tag
hier war, Hess ich sie durch meine Somnambule untersuchen
, welche sagte, dass ihr Leiden nur durch ihre
somnambulen Fähigkeiten entstanden sei. Diese electro-
mag netischen Stoffe — so will ich solche einmal nennen —
pochten und hämmerten in ihrem Kopfe und könnten nur
durch Magnetismus entwickelt, resp. in Fluss gebracht
werden. Aber diese Herren Aerzte! Was haben sie
dieses junge Mädchen gepeinigt! Es ist unnütz, noch ein
Wort zu verlieren, — ein paar magnetisirte Rückstriche,
und jeder Schmerz war fort! — Fräulein L. weiss natürlich
kein Wort von alledem, was sie im somnambulen Schlafe
thut oder spiicht, und darf das auch nicht wissen, denn
bei ihrer Decenz und äussersten Zurückhaltung im wachen
Zustande würde sie keinesfalls wiederkommen. Fräuleiu


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