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360 Psychische Studien. XX. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1893.)
v. JT., eine Patientin, die alles dieses einmal mit ansah und
ihr im wachen Zustande nachher sagte, dass sie mich „Du"
genannt hätte, hätte beinahe Schlimmes angerichtet. — Ich
hätte noch gern analoge Fälle mitgetheilt, doch fehlt mir
für jetzt die Zeit. Mit freundlichen Grüssen Ihr ergebenster
Willy Reichel, Magnetopath in Berlin, SW., Kronprinzenufer
Nr. 29.
d) Aus New York resp. Brooklyn ging uns folgende
Nachricht am 9. Juni er. von Mr. Hermann Mandrieh zu:
— „Herzlichen Dank für Ihre gütigen Nachrichten vom
18. Mai und sonstigen Aufschlüsse, von denen ich ebenfalls
dankend Notiz nehme. Meine sonstige Bescheidenheit hält
nicht Schritt mit dem Wunsche und Eifer, alles zu erzählen,
was meine Seele bewegt. — Letzten Samstag erhielt ich zum
ersten Male vermittelst einiger Krümchen farbiger Kreide
und eines Paars neuer Schiefertafeln, die ich zuerst vom
Staube reinigen musste, im Verlaufe von drei Minuten einen
echt genial coneipirten und künstlerisch ausgearbeiteten,
aus Blättern und Blumen gebildeten, farbigen Kranz und
inmitten dessen zwei gut gezeichnete Portraits auf grauem
Grund mit feiner schwarzer Schattirung. Der freie Raum
enthielt mit 'Vater, Mutter und Schwester' unterzeichnete
Segenswünsche, während die andere Innenseite der
Doppeltafel vollständig mit der Botschaft eines kürzlich
verstorbenen theueren Anverwandten ausgefüllt war, einer
Botschaft, die wenigstens die Unterschrift desselben trug. —
Ich werde im Laufe der nächsten Wochen diese Art
Phänomene weiter kultiviren und unumstössliche Identitätsbeweise
zu erlangen suchen, die womöglich gleichen Schritt
halten mit der über allen Zweifel erhabenen Herstellung
einer Kunst- und Schriftproduction, zu deren Ausführung
ein Sterblicher ebenso viele Stunden verwenden und überdies
circa die zehnfache Quantität Material verbrauchen
müsste. Bis dahin werde ich Sie, mein hochgeehrter Herr
und Freund, mit meinem Ungestüm nicht belästigen, aber
Ihrer um so öfterer in Liebe gedenken. — Brooklyn,
31. Mai 1693. — H. Band rieh«
e) Der Gründer der „Ethischen Gesellschaft",
Oberst a. D. v. Gizycki, ist aus dem Vorstande dieser Gesellschaft
ausgeschieden, weil er angeblich den Cultus des
Spiritismus in dieselbe einführen wollte. Zur Aufklärung
dieser Angelegenheit hat Herr von Gizycki eine interessante
Schrift: — „Zur Kritik des Spiritismus" — veröffentlicht,
der wir folgende Stellen entnehmen: — „Wozu noch eine
Kritik des Spiritismus ? Jeder nur einigermaassen gebildete
Mensch muss doch heute den Spiritismus als das, was er
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