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Wittig: Parallelfälle zu dem nächtlichen Schreckgespenst etc. 377
herabströmt und nach Liegnitz und Parchwitz nördlich weiter
der Oder zuwandert, sondern zu beiden Seiten der yon
Bolkenhain südlich herabkommenden „Wüthenden Neisse",
welche sich erst hinter Jauer zwei Meilen nordnordwestlich,
bei Bremberg, Schlaup, Weinberg und Dorf Schönau vorüber,
bei Dohnau in die Katzbach ergiesst, fand am 2G. August
1813 die berühmte Schlacht an der Katzbach statt, welche
die Franzosen für immer aus Schlesien vertrieb. Von
dieser wüthenden Neisse besitze ich aus meines Vaters
Ueberlieferung eine echt spiritistische Mittheilung über eine
ganz eigenartige „Brückenhexe44 in seiner und meiner
Geburtsstadt Bolkenhain, die ich in einem späteren Artikel:
— „Spuk- und Räthselhaftes. Nach eigenen und
den Erinnerungen wie Erlebnissen meiner seligen Eltern
erzählt", — ausführlich mitzutheilen gedenke, da keine
Chronik derselben erwähnt hat. Wenn man auch diese
Brückenhexe heutzutage in aufklärerischer Weise als eine
Personification der reissenden Fluthen der Wüthenden
Neisse selbst auszudeuten belieben wird, die ja wohl den
Untergang der Franzosen in der Katzbachschlacht mit
bewirken half, so enthält doch die Bolkenhainer Chronik
noch andere sehr gut beglaubigte Fälle ähnlicher spukhafter
Vorgänge, die nicht auf diese beliebte Weise aus- und umzudeuten
sein dürften. — Es ist merkwürdig, dass selbst
Thebesius, der bereits erwähnte Liegnitzer gelehrte Jurist
und Chronist, nicht besser mit seiner Heimathkunde
beschlagen ist. Fol. S. 57 Cap. XII, 5 sagt er in seinen
„Liegnitzischen Jahr-Büchern": — „Als nun Herzog
Heinrich mit dieser Armee von 30,000 [?] Mann die Vorstadt
vorüber gerücket, stellete er alles in gewisse Ordnung, und
marschirete also in ßataglie, wie man so zu sagen pfleget,
auf Bresslau zu, dem Feinde entgegen; Eine kleine Meile
von Liegnitz [südöstlich] ward in der schönen und weiten
Ebene umb den Ort, itzo Wahlstadt genanndt, die Schlachtordnung
gestellet, and also des Feindes [von Breslau her]
erwartet." — Soweit ist die Beschreibung richtig. Weiterhin
aber erklärt er S. 74: — „22. Hinwieder aber auf Liegnitz
zu kommen, so ward an dem Orte, wo die Wahlstadt
gewesen, und zwar wo der Hertzog geblieben, eine Kirche
zum Gedächtniss angeleget. Das Dorff heisst noch heut zu
Tage Wallstadt, oder wie man in gemein redet, Wolstadt
(Schramm, Grenual. Princ. Lign. c. 15.) Dahero der Irrthum
theils Pohlnischen Scribenten entstanden, welche berichten,
diese Schlacht wäre geschehen 'in campo, qui bonus Campus
dicitur', [d. h. „auf einem Felde, welches das 'gute Feld'
genannt wird'*]. (Michov. L 3, c. 39. ap. Pistor, T« 2* p. 93.)
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