http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1893/0385
Wittig: Parallelfälle zu dem nächtlichen Schreckgespenst etc. 379
alter Name „Weilach" lässt mich schliessen, dass dieser
Name weniger mit „Weiden", als vielmehr mit einem
„geweihten Wasser" zu thun haben mag, das aus einem
Orte kam, der zu jener Zeit noch den Striegauer Tempelrittern
gehörte, welche auf der Wahlstatt unter dem
Deutschordens-Hochmeister Pompo mit fochten, und die nach
uralter Ueberlieferung an dem dicht neben dem St. Georgenberge
liegenden, oben abgeflachten und länglich hingestreckten
„Breiten Berge" eine Templer- oder Eremitenhöhle und (nach
der Chronik) auf dem einst bewaldeten Berge selbst eine
Kapelle mit sogenannter „Sündenwage" für Wallfahrer
besessen haben sollen, die sich um ein Opfer im Gewichte
ihres Körpers von ihrer Sündenschuld loslösten. In der
„Festschrift zur Feier der Einweihung des von Stadt und
Kreis Striegau errichteten Kriegerdenkmals am 18. October
1882" (Striegau, A. Hoff mann. 1882), worin auch meines
1866 an der Cholera als Grenadier des 10. Regiments zu
Brünn gestorbenen Bruders Emil Wittig sub Nr. 4 der
Todtenliste gedacht ist, steht S. 27 unter der Jahreszahl
1536: — „Wiedertäufer in Striegau. 'Auff heute sietzen jr
funff zur Striege. Der eine hat für der Strige uffm berge,
do etwan tempelherrn [bis 1241] gewonet, geprediget, viel
zulauffs gehabt u. s. w.'" — In Reichenbach besassen
die Templer notorisch eine Kirche des heiligen Georg, dessen
Fest auf den 23. April kurz vor oder nach Ostern in die
Zeit des Jahres fiel, wo St Georg und der Frühling den
Drachen Winter, Christus den Tod besiegt, die entsprechende
Zeit für die Wallfahrten nach den Striegauer Templerbergen.
In dem gleichfalls bergigen Münsterberg befinden sich
noch eine Kirche zum heiligen Kreuz, vormals Commende-
kirche St. Peter und Paul, eine Burgkapelle Corporis Christi
und eine Pfarrkirche St. Georg mit einer uralten plumpen
Statue des Ritters Georg auf dem Brüderchore, was wohl
einen Rückschluss auf Striegau erlaubt.
Der Flussname „Weidelach" steht in alten Schriften
und Landkarten auch „Weilach" und „Weylach"
geschrieben. Er stammt sonach wohl von dem altdeutschen
„wey" oder „wich" — heilig, Weihe, Weihung, geweiht,
und von dem damit verbundenen altdeutschen Worte
„lach" = „alach" = Palast, Heiligthum, Tempel. Denn
ausser der bereits erwähnten „Wallfahrtskapelle" auf dem
Breiten Berg,* soll nach Richter1* „Chronik von Striegau"
(1829) einer weitverbreiteten Sage der ganzen Umgegend
zufolge auch eine „Templerveste" am nordwestlichen
Fusse des nur 1050 Pariser Fuss hohen Breiten Berges nach
dem St. Georgen-Berge zu gestanden haben, weil man dort
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1893/0385