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380 Psychische Studien. XX. Jahrg. 8. Heft. (August 1893.)
beim Pflügen Grundsteine und Gewölbe entdeckte. Die
ältesten schlesischen Urkunden enthalten freilich nichts
darüber; aber die alten Ortssagen lauten zu bestimmt, als
dass sie so ganz unberücksichtigt bleiben dürften. Die
Endsilbe „lach" bedeutet vielleicht auch „Wasser, Quellwasser
", aus dem in den Alpen eine „Aache" (ein reissendes
Bergwasser) und in Schlesien zuerst eine „Lache" und dann
eine „Bäche" (ein Berg- oder Wildbach) wird. Dies Alles
deutet wohl ziemlich genau auf einen von dem Bergsitze
der Striegauer Templer am nördlichen Fusse ihres mittelsten,
damals höchsten, 1095,5 Pariser Fuss erreichenden St. Georgen-
Berges herkommenden geweihten Quellbach oder Gesundbrunnen
. St. Georg war ja ihr, der 1118 zu Jerusalem
gegründeten Templer, aus den ersten Kreuzzügen mitgebrachter
und hochverehrter Bannerherr und Schutzpatron,
der ritterliche Höhlendrachen-Tödter und Mitbesieger der
seldschuckischen Eäuber des heiligen Grabes, das sicher in
der dunklen Templerhöhle versinnbildet und von den Pilgern
andachtsvoll besucht wurde, nachdem sie auf dem ursprünglich
wohl einen halben Meter niedrigeren „mons acutus4* oder
dem dicht neben dem St. Georgen-Berge östlich gelegenen
Zwillings-„Spitz- oder Kreuzberge" ein dort als auf einem
Golgatha attfgerichtetes hohes Holzkreuz des Erlösers
besucht hatten, zu dessen auf einem gewaltigen Granitsockel
mit Stufen erhöhten neueren gusseisernen Nachfahren ja bis
heute noch alljährlich katholische Wallfahrten aus der
ganzen weiten Umgegend am Gründonnerstag Abends
und in der Nacht stattfinden. Der nahe St. Georgenberg
-Quell mag für den „Bach Kidron" gegolten haben.
An diese drei Berge, welche mit dem ihnen nördlich eine
viertel Meile entfernt gegenüberliegenden, 1080 Fuss hohen
,,Streitberge" und dem nach Nordosten zu sich ostwestlich
lang hinziehenden, 881 Fuss hohen Jarischauer Bergrücken
die ersten fünf höheren Vorberge des sich von da an
stufenweise erhebenden schlesischen Riesengebirges mit einer
über sieben Meilen weiten, entzückenden Rundsicht über
ganz Mittelschlesien bilden, lagert sich zu deren untersten
südlichen Füssen in einer viertel Meile Entfernung, am
linken Ufer des von den Reichenauer Vorbergen des Sattelwaldes
herabkommenden „Zerla"- odei (nach einer alten
Volks- wie um 1780 gedruckten Ueberlieferung) „Czisla-
Baches oder Striegauer Wassers", das nach ihnen, den drei
Bergen, slavisch benannte „Ztrigoni" der päpstlichen Bulle
Hadrian'* IV. vom 23. April 1154, worin unter achtzehn
Kastellaneien oder Kreisburgen des Breslauer Bisthums auch
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