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382 Psychische Studien. XX. Jahrg. 8. Heft. (August 1893.)
„Burglehn" kann aber nicht das vor und um 1154 bestehende
Castell gewesen sein, da es viel zu tief lag, als dass es da
eine gute und sichere Schutzwehr mit üeberblick hätte
bieten können. Wir dürfen das ursprüngliche Castell der
Templer demnach nur dicht an den Striegauer Bergen selbst
suchen, welche Berge mit ihrem Fussplanum zwischen dem
St. Georgen- und Breiten Berge, in deren Umgegend das
älteste Castell und die spätere Templerveste mit Kloster
und Kirche gestanden haben dürften, gegenüber dem viel
später (um 1295) errichteten Burglehn der Stadt und dem
Planum der schon 1250 im Bau begonnenen St. Peter- und
JPat^-Kirche daselbst noch circa 250 pariser Fuss höher
liegen, während die drei Berggipfel sich von letzterem
Stadtplanum (= 796 pariser Fuss absoluter Höhe) sogar
noch von 350 bis zu 400 pariser Fuss relativer Höhe erheben.
— „Kreuzträger" (cruciferi) waren aber nach jener
Urkunde von 4242 doch nicht blos die mehr krankenpflegenden
Johanniter", die zuerst auf schwarzem Mantel
an linker Brustseite ein einfaches weisses Kreuz trugen,
sondern die hervorragend „streitbaren Templer" (Fratres
militiae templi, Templarii), die auf weissem leinenen Mantel
mit gleichem Gürtel ein blutrothes achteckiges Kreuz
führten. Erst nach der Tatarenschlacht 1241 erhielten die
Johanniter von Papst Innocenz IV. den sechseckigen rothen
Stern für dort geleistete Dienste und hiessen vorher und in
der Folge wohl niemals direct Kreuzherren oder Kreuziger,
sondern nur Hospitaliter (Milites [Streiter oder Kämpfer]
hospitalis Sancti Johannis Hierosolymitani). Letztere
brauchen also in jener Urkunde von" 1242 unter den
„cruciferi" nicht gemeint zu sein.
Jedenfalls waren Johanniter und Templer in Schlesien
ziemlich ähnlich organisirt, denn sie hatten beiderseits
kämpfende Brüder, Krankenpfleger und Priester in ihren
nach der strengen Regel des heiligen Bernhard geleiteten
Orden, waren aber stets höchst eifersüchtig auf einander.
Schliesslich nach Aussterben der Striegauer Templer nach
1241 und nach Aufhebung der Templer überhaupt 1307
gingen sie wohl zum kleinsten Theil im Johanniter-, zum
grösseren Theile im „bethlehemjtischen Kreuzherren
-Orden" mit dem rothen Stern auf, der zu
Breslau im St. Matthias-Stifte seinen Ordensmeister hatte,
welcher wieder vom Prager Generalgrossmeister abhing. —
Dr. Friedrich Julius Schmidt erwähnt aber noch S. 26 seiner
„Geschichte der Stadt Schweidnitz" (1846) „die mit den
Johannitern
Kreuzherren
und wohl ebenso wenig mit den bethlehemischen
ja nicht zu verwechselnden Kreuziger mit dem
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