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Wittig: Parallelfälle zu dem nachtlichen Schreckgespenst etc. 383
doppelten rothen Kreuze" [jedenfalls dem achteckigen der
Templer!] „zu Neisse, oder die sogenannten Hüter des
heiligen Grabes" [„Corporis Christi" oder des heiligen
Fron-Leichnams Christi], „denen das Haupthospital 'Beatae
Mariae Virginia daselbst 1230 übergeben wurde, die unter
Oberaufsicht des Probstes vom Stifte Miechow [in Böhmen]
standen und eigene Commenden in Reichenbach, Ratibor,
Frankenstein und Glogau hatten." — Die Curatialkirche
von Neisse heisst St. Peter und Paul, auch Kreuzkirche, wie
die vom Templerschatze zu Striegau erbaute, die ebenfalls
in Gestalt eines Kreuzes erbaut ist. Auch in Nimptsch,
der ältesten Stadt Schlesiens, Bunzlau, Neustadt, Namslau,
Sagan, Wansen, Münsterberg u. a. 0. sollen sie Niederlassungen
mit entsprechenden Peter und Paul-, heiligen
Kreuz-, Marien- und St. Georgs-Kirchen besessen haben.
Das waren aber doch offenbar Templer nur unter anderem
Namen, alle aus ritterlichem Geschlecht, und wohl meist
mit den herzoglichen Kreisburgen vorgenannter Orte zu
deren Vertheidigung belehnt, ähnlich wie später Bruder
Henricus, einst Commendator zu Strigun 1291—1299. Damit
wäre ihre Existenz zur Zeit vor der Tatarenschlacht
wenigstens indirect auch für Striegau mit erwiesen, wenn
auch dessen Chronik sie nicht urkundlich genauer als
Templer bezeichnen kann. Erst seit 1310 werden die
Johanniter nach Schade1* „Geschichte u. s. w." S. 15 Note
in den die Striegauer Commende betreffenden Urkunden
bezeichnet: — „commendator domus crnciferorum ordinis
Sti. Johannis Jerosolymitani ac plebanus" — [d. h. „Oberbefehlshaber
des Hauses der Kreuzträger vom Jerusalemer
Orden des heiligen Johannes und Pfarrer"], oder — „nobilis
et religiosus frater Rodiane militiae domus in Strigonia
praeeeptor" — [d. h. „der edle (adlige) und geistliche
Bruder Vorsteher des Rhodiser Ritterhauses in Strigonia"].
Noch existiren hierorts im Volksmunde, wie in der
Chronik Richters, zwei von einander recht verschieden
erzählte Sagen vom „Berggeiste" und vom „letzten Templer",
die beide in der geräumigen Basalthöhle mit grossen Schätzen
(vergl. „Psych. Stud." Juli 1885 S. 316) im Inneren des
Breiten Berges gehaust und ihre Gaben verschieden, der
Berggeist in der Weihnachtsmitternacht an eine arme hilfesuchende
Mutter mit ihrem kleinen Sohne, den der Berggeist
ein volles Jahr bei sich zurück behielt, als die den Schatz
in ihrer Schürze forttragende Mutter die rechte Zeit der
Wiederkehr verpasste, und der greise Templer an einen
armen Schulknaben, vertheilt haben sollen. Beide Sagen
lassen sich wohl auf den einen historischen letzten Templer
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