Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 394
(PDF, 160 MB)
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394 Psychische Studien. XX. Jahrg. 8. Heft. (August 1893.)

zu allererst den bindenden Einfluss des Hypnotismus und
Mesmerismus von sich abschüttelte und sich auf sein inneres
Selbst stellte und nicht von seinen Magnetiseuren vergewaltigen
liess. Diese höheren Ziele sind aber nicht
blosses „Wessen", sondern „Weisheit", nicht blosses
„Hellsehen", sondern volle „geistige Hellbesinnung" und
„Genialität'f. Und in diesem Punkte treffen wir schliesslich
wieder mit Herrn Servaes zusammen, wenn ei den Dichtern
und Dramatikern auch diese Gebiete nicht grundsätzlich
verschlossen wissen will. Denn er sagt ja tretflieh: — „Ist
nun die ganze suggestive Thätigkeit, so wie sie hier
geschildert wurde, [besonders die gegenseitige Suggestion
der Illusion wie Beseeligung durch die geschlechtliche
Liebe! — Ref,] nicht der des Dichters und des schaffenden
Künstlers aufs innigste verwandt? Bedient sie sich nicht
der specifisch dichterischen Kraft, der Phantasie, als eines
Hauptmittels? Und da sollte irgend Jemand ein Recht
haben, dem Dichter [und wir setzen noch hinzu, auch dem
Philosophen! — Ref.] die Verwerthung der Suggestionslehre
zu verbieten? Ebensogut könnte man ihm das Athmen
verbieten: denn wer als schaffender Dichter einmal in das
Gedankengefdge der Suggestionslehre eingedrungen ist, dem
ist sie eine Weltanschauung geworden, die ihn
bezwungen hat, und von der er nicht beliebig los kann. Er
fühlt an sich selber die Macht der Suggestion, und
andererseits kennt er all seine schaffenden Kräfte als
suggestive. Denn dadurch allein lässt er vor seinen Hörern
und Lesern einen Menschen oder Lebensgang lebendig
erstehen, dass er ihnen plastische Vorstellungen suggerirt,
durch die sie gezwungen werden, ihm zu glauben. Er selbst
ist vorher der gleichen Macht erlegen, theils durch Fremd-,
theils durch Selbstsuggestion: — er fühlte sich unter dem
Banne von Bildern und Einflüsterungen, und indem er ihn
abschütteln wollte, schuf er das Kunstwerk. — Der Dichter
aber, der an sich und durch sich selber Suggestionen
durchmacht und ausübt, hat auch ein unzweifelhaftes Recht,
suggestive Vorgänge zu schildern. Noch mehr, er hat auch
ein Recht, die ganze Schilderung vom Standpunkte der
Suggestion aus zu beleuchten uud die gewöhnlichen menschlichen
Conflikte in ein Kampfspiel der suggestiven Kräfte
aufzulösen« Aber was heisst schliesslich: — 'Recht des
Dichters'? — Dieses Wort ist gleich dem anderen: — 'Zweck
und Aufgabe der Kunst' — ein Barbarismus. Der Dichter,
wenn er dichtet, macht nicht von einem Recht Gebrauch,
das man ihm auch streitig machen könnte, [was ja bereits
durch die medicinischen Gutachten geschehen ist! — Ref.J


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