Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 395
(PDF, 160 MB)
Bibliographische Information
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Wittig: Dichtung und Suggestion nach Franz Servaes. 395

sondern er folgt einer inneren Nöthigung, er gehorcht seinen
visionären und intuitiven Kräften. Wohin ihn diese
treiben, das kann kein Mensch wissen, und darüber hat
auch kein Mensch zu bestimmen, am wenigsten ein
medicinischer Professor. Hier ist ein Naturvorgang,
gleichwie beim Wachsthum einer Pflanze, oder beim
Absturz einer Lawine, — und der will mit Ehrfurcht und
mit Andacht betrachtet sein und darf nun und nimmer von
theoretischen Besserwissern in ein eigens dazu mitgebrachtes
Röhrenwerk gezwängt werden. In der That haben sich auch
echte und grosse Dichter — denn nur von solchen kann
überhaupt die Rede sein — an derartige Vorschriften
niemals gekehrt. Schon lange, bevor die Suggestion
'entdeckt' war, ist sie von Dichtern ins Spiet gesetzt worden/'
— Herr Servaes sucht dies nachzuweisen an „Othello",
„Macbeth", Dostojewskis „Raskolnikow", Heinrich's von Kleist
„Prinzen von Homburg" und in dessen „Käthchen von
Heilbronn". Er führt Kleisis Dramen zurück auf Einwirkungen
von G. H. von Schuberts „Ansichten von der
Nachtseite der Naturwissenschaft" und auf dessen Lehrer
und Verbreiter der Romantik Adam Müller, der wieder ein
Schüler von Gentz war. Warum er sich Goethe1 $ „Faust" als
Exempel hat entgehen lassen, ist uns nicht ganz klar. Denn
er sagt: — „Ich glaube überhaupt, dass Wissenschaft und
Kunst in ihren höchsten Spitzen ein Ziel haben: —
Erklärung der Welt und der Menschennatur, — und dass
nur die Wege, die zu diesem Ziele führen, verschieden
sind, ohne dass indes eine durchaus klare, mathematisch
abzugrenzende Scheidung vorgenommen werden könnte.
Denn oft sind in einer Menschenbrust die dichtenden und
die erkennenden Kräfte wundersam gemischt zu gegenseitiger
Befruchtung, und ich wüsste nicht, mit welchem Rechte man
einem also begabten Menschen die volle Bethätigung seiner
Kräfte wehren wollte. Es zeigt sich also auch hier, was
sich so oft zeigt: dass noch viele Grenzpfähle fallen müssen,
wenn die Menschheit ihrer ganzen Kraft sich bewusst und
mächtig werden will. . ♦ . Und andererseits: — Wenn ein
Dichter aus der Fülle seiner inneren Erlebnisse und
Gesichte heraus Suggestionsphänomene schildert, die die
heutige Wissenschaft noch nicht aktenmässig gebucht hat,
da hat die Wissenschaft nicht Zeter über ihn zu schreien,
sondern still und bescheiden zu lernen. Denn oft sind die
Dichter Vorpllinkler künftiger Erkenntnisse, und sie können
es ganz besonders auf suggestivem Gebiete sein, aus bereits
dargelegten Gründen." — Schade, dass Herr Servaes und
seine Denkgenossen noch nichts Yon den im sogenannten


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