Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
20. Jahrgang.1893
Seite: 403
(PDF, 160 MB)
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du Prel: Giebt es Warnungsträume?

403

sie träume fast jede Nacht, dass ein junges Mädchen, im
Dorfe als sehr sittsam bekannt, das Feuer gelegt habe.
Die Frau wurde mit ihrer Anklage abgewiesen, auch im
darauf folgenden Jahre, als sie erzählte, sie könne diesen
Traum nicht los werden. Als im vierten Jahre sich
die Frau wieder zum gleichen Zweck beim Gutsherrn
einfand, wurde das Mädchen vernommen, bekannte die
That, die sie aus Pyromanie begangen, und wurde hingerichtet
.1) — Dagegen hat die Auffindung der Venus von
Milo eine occultistische Vorgeschichte, bei der dem Seher
wiederum gar kein Anstoss aus dem Tagesbewusstsein
gegeben war: — Der französische Consul Brest zu Milo
träumte zwei Mal, dass er an einem ihm deutlich
vorschwebenden Ort der Insel grabe und unter Anderem
eine ausserordentlich schöne Venus finde. Er achtete des
Traumes nicht, trotzdem er sich noch ein drittes Mal
einstellte, wobei Brest an dem betreffenden Ort die Spuren
eines angezündeten Feuers sah. Als er aber am anderen
Tage nach jener Stelle kam und dort wirklich die Spuren
des Feuers fand, Hess er nachgraben, und so wurde die
Venus von Milo gefunden.2) — Dieser Fall ist in mehr als
einer Hinsicht merkwürdig. Was zunächst die Veränderung
des Platzes betrifft, der erst zwischen dem zweiten und
dritten Traum ein Feuerplatz wurde, so scheint dem eine
objective Veränderung entsprochen zu haben. Für die
Entstehung des Traumes aber fehlte beim Seher jedes
bewusste Interesse, er war also rein transscendentaler Natur
bezüglich der Veranlassung. Die bewahrte Erinnerung
würde sich aus seinem Kunstverständnisse erklären, da er
diese Venus „ausserordentlich schön" fand. Würde das aber
nicht zutreffen, so wäre in letzter Instanz an einen aus
fremder Quelle inspirirten Traum zu denken, und wäre es
selbst vom Künstler.

Ein an sich wichtiges Ereigniss, wenigstens vom
Standpunkt religiöser Vorstellungen, betraf ein Traum des
Sophokles. Als nämlich aus dem Tempel des Herkules eine
goldene Schale entwendet wurde, träumte Sophokles, den
Gott selber zu sehen, — dramatisirtes Fernsehen — , der
ihm den Thäter angab. Als sich der Traum wiederholte,
machte Sophokles die Anzeige beim Areopag; der Thäter
gestand und brachte die Schale zurück, worauf der Tempel
den Namen „Herkules' des Anzeigers" erhielt8)

vj Periyx — „Die mystischen Erscheinungen/* II, 396.

*> Derselbe. II. 371.

3) Cicero „de dfrinat," 1, 25,

26*


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