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Lang: Neue Experimente mit Eusapia Paladino. 419
ebenso wie der Tisch — gleich einer schwingenden Stimmgabel
. Als der Gesang zu Ende war, erscholl oben in der
Luft ein ungestümes Lachen, das von einem Menschen zu
stammen schien, welcher aus Vergnügen sich toll gebärdet,
begreiflich für den, der in der Musik unausgesprochene
Metaphysik erkennt. Nachher versuchte eine Stimme über
dem Tische mühselig das Wort — „Ochoro . . auszusprechen
, und es wurde geklatscht. Danach scheint es, dass
dem „jenseitigen" Leiter der Sitzung die Person des „diesseitigen
" Oirkelleiters wohl behagte, und es wurden daher
überzeugende Beweise des Mediumismus zum Besten
gegeben, wie sie der Commission in Mailand theilweise nur
in schwächerem Grade begegnet sind. Vielleicht liegt
neben Anderem der Grund davon in dem Umstände, dass
Dr. Ochorowicz über eine bedeutende magnetische Kraft
verfügt, welche er auch öfters zu Heilzwecken mit Erfolg
verwendete. Diese mag nun John King, oder, vorsichtiger
gesagt, der sich bethätigenden intelligenten Energie, zu
Gute kommen, und sie hat sich in diesen Sitzungen wirklich
sehr rührig, entgegenkommend und daneben recht artig
gezeigt. Schlechte Spässe, wie sie anderswo selbst mit
berühmten Männern getrieben wurden, blieben diesmal fast
gänzlich aus. Dagegen erhielt eine anwesende Frau huldvollen
und lauten Kuss auf die Hand, offenbar pro publico
bono als hellklingenden Beweis des Spiritismus.
Die ausschlaggebenden Experimente bestanden in dem
Aufheben des Mediums sammt Sessel auf den Tisch, sodann
in der controlirten Levitation Eusapia's fünf bis sechs Zoll
über demselben, welche Erhebung John durch ihren Mund
in französischer Sprache (deren sie unkundig ist) mit den
Worten signalisirte: — »Ich werde mein Medium in
die Luft heben." — Zu derselben Zeit wurde ferner ein
tiefer Abdruck (wie durch ein Sacktuch) einer rechten Hand
im Bildhauerthon gefunden, während Dr. Ochorowicz eben
die rechte Hand der in Katalepsie verharrenden Eusapia
festhielt. Uebrigens war die eingedrückte Hand grösser und
mit längeren Nägeln versehen, als diejenige des Mediums.
Beim zweiten Abdruck war auch der Fuss des Sessels mit
abgezeichnet. Von beiden, so wie von der Hand des Mediums
sind (des Vergleiches halber) Gypsabgüsse und Photographien
hergestellt worden. — Auch eine directe Schrift erzielte man,
ein innerhalb zweier verschlossener Tafeln geschriebenes,
mysteriöses: — 87- —
Noch einige lose, aber nicht uninteressante Details
dieser Seancen möchte ich hier anreihen. — Als John, der
„Händereiche", befragt wurde, ob er auch Beine besitze,
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