http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1893/0427
Lang: Neue Experimente mit Eusapia Faladino.' 421
gefasst. Alle Vorkommnisse und den ganzen Modus der
Experimente, wodurch Betrug und Täuschung unmöglich
erscheinen, wiederzugeben, würde zu weit führen, ist
übrigens für die Leser der „Psych. Stud." nicht unbedingt
nöthig, da es sich ja um bekannte Dinge handelt.
Dr. Ochorowicz hat seine Forschungsresultate zunächst für
das grössere Publikum in anziehender Form in sieben
Feuilletons des Warschauer Tagesjournals „Kurjer
Warszawski" (Juni) veröffentlicht. Eine exacte Arbeit
darüber wird natürlich folgen, wahrscheinlich in französischer
Sprache. Ueber die Deutung dieser Phänomene, für deren
Realität er ohne Zaudern einsteht, äussert sich der Forscher
vorerst sehr reservirt. Jedenfalls legt er ihnen grosse
Bedeutung bei, erhofft davon eine Verjüngung und Erweiterung
der Wissenschaft, besonders Neubelebung der
Physiologie, welche zur Zeit nur ein Knochengerüst
bildet. Was die „Geisterhypothese" betrifft, so meint
er ganz logisch, dass, so lange noch die unbekannten
Kräfte der menschlichen Seele unerforscht bleiben, keine
dringende Notwendigkeit bestehe, Geisterwirkung anzunehmen
. Dies sei übrigens eine verwickelte Geschichte.
Eines steht aber für ihn schon heute fest: — „Der
Mensch endigt nicht an der Oberfläche seines
Körpers"*) — Mit diesen schwerwiegenden Worten des
namhaften Gelehrten, Worten, welche der transscen dentalen
Psychologie Thor und Weg öffnen, schliesse ich meinen
Bericht.
Nachschrift I.
Als vorläufige Ergänzung meiner Mittheilungen über
Dr. phil. Ochorowicz^ Experimente mit Eusapia Paladino in
Rom bringe ich Ihnen zur Kenntniss, dass der polnische
Gelehrte bereits eine zweite Reihe von Artikeln, welche
diese Sache behandeln, und zwar in den letzten Nummern
der Warschauer populären „Illustrirten Wochenschrift"
(„Tygodnik ilustrowany") zu veröffentlichen beginnt. Dieselben
erscheinen mit Abbildungen. So sind vorerst vier
Momentaufnahmen des schwebenden Tisches abgebildet, und,
was auf dem Gebiet des Mediumismus ein noch grösseres
Ereigniss bedeutet, es werden auch Photographien angeblicher
Geistergesichter gebracht, von welchen, nachdem
ihre Züge im weichen Modellirthon eingedrückt waren,
plastische Gypsabgüsse hergestellt wurden. Da mir zur
Zeit die erwähnte Zeitung noch nicht vorliegt, bin ich
*) Vergl. Äksalcorv: — „Animismus und Spiritismus" (Leipzig,
Oswald Mutze, 1890 II. Theil, Seite 637. — D, Sekr. d. Red.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1893/0427