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422 Psychische Studien. XX. Jahrg. 9. Heft. (September 1893.)
leider nicht im Stande, Näheres über ihr Aussehen mitzu-
theilen, doch müssen dieselben ziemlich deutlich sein, wenn
der treffliche Schriftsteller und Humorist Boleslaw Prus in
dem Feuilleton des „Kurjer Codzienny" vom 2. Juli sie
(nämlich die selbstabgebildeten „Geister") unangenehme
Kerle nennt, welche Verbrecherphysiognomien haben. —
(Wohl eine launige, subjective Bemerkung.) Von diesen
Aufnahmen hat Dr. Ochorowicz in seinem ersten Berichte
(im „Warschauer Courier") gar nichts erwähnt, weshalb
auch in meinem Referat keine Rede davon ist. Die erlangten
Resultate werden nun überall gewiss viel Staub aufwirbeln
und auch bei überzeugten Spiritisten nicht geringes Staunen
erregen. Denn, so viel ich weiss, sind derartige Phänomene
noch fast nie vorgekommen,*) notorisch sind nur Hand- und
Fussabgüsse (und Abdrücke) bekannt; bei einem identischen
Versuche in Mailand wurde blos ein unvollkommener, sehr
leichter Eindruck des Ohres erreicht. (VergL „Psych, ötud."
XIX, 557). Die Wichtigkeit der an sich selbst bedeutenden
Thatsachen wird noch erhöht durch die wissenschaftliche
Autorität des Experimentators, eines Mannes von grossen
und vielseitigen Fähigkeiten, makellosem Charakter und
durchaus nüchterner Geistesrichtung.
Dr. pbil. Julian Ochorowicz, ein noch junger Mann
(geb. 135(3), machte auch einige namhafte Erfindungen in
der Elektrotechnik (z.B. Verbesserung der Telephone) und
arbeitet gegenwärtig an exacter Feststellung einer bisher
noch nicht anerkannten, an das Wunderbare grenzenden hypnotischen
Thatsache,**) worüber Prof. Eichet (Dr. Ochorowicz'
Freund) in einem Briefe an denselben seine Bewunderung
äussert. In Polen war dessen Wirksamkeit gleichfalls nachhaltig
, so in den siebziger Jahren als Hauptrepräsentant
der positiven Philosophie in Warschau, neuerdings als
Vertreter und Popularisator der psychischen Forchung. In
seinen „Vorträgen über Magnetismus und Hypnotismus"
nimmt er Mesmer kräftig in Schutz, in den geistvollen
„Geheimnissen der ägyptischen Priester" wird die Handhabung
des Hypnotismus und Mesmerismus im alten
Pharaonenreiche schlagend nachgewiesen,
Ich werde nicht unterlassen, weiteres über diese
interessanten Vorkommnisse den „Psychischen Studien" zu
*) Doch wohl! Sie stehen beschrieben in Staatsrath Äksakow's
Werk: — „Animismus und Spiritismus" (Leipzig, Oswald Mutze, 1891)
Bd. II. S. 732 ff., vergl. „Psych. Stud." Januar-Heft 1890 S. 732 ff. —
Der Sekr. d. Red.
**) NUmlioh der Sinnesverlegung,
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