http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1893/0438
432 Psychische Studien. XX. Jahrg. 9. Heft. (September 1893.)
Stud." Juni 1892 S. 258 ff.) und der an der Katzbach durch
meine Mutter und Grosseltern mütterlicherseits, haben mich
in meiner Kindheit mit spiritualistischen Sagen und Erlebnissen
traulich und graulich umklungen und mich auch für
Napoleon I. schon als Knabe begeistert, wie ich in „Psych.
Stud." Juli-Heft 1892 S. 257 und August-Heft S. 364 ff.
bereits angedeutet habe. Die Legende der heiligen Hedwig
und die Geschichte der Mongolen- und Tatarenschlacht bei
Wahlstatt kannte ich im Auszuge nach Surius bereits aus
dem dicken „Historienbuche vom Leben aller Heiligen
Gottes" vom Franziskaner-Pater Martin Cochem, das meine
selige Grossmutter Anna Rosina Goebel geb. Wolf, aus
Hermannsdorf bei Jauer gebürtig, in Rogau bei Leubus,
wo sie einige Jugendjahre bis zu ihrer Verehlichung im
Jahre 1800 verlebte, von dem ihr verwandten Convents-
meister im nahen Kloster Leubus geerbt hatte, (s. „Psych,
Stud." Januar-Heft 1885 S. 39 ff. und S. 44 ff., sowie Mai-
Heft 1892 S. 107 ff.; desgleichen September-Heft 1893 S. 433.)
Meine selige Mutter hat mich bereits als siebenjährigen,
frühzeitig aufgeweckten Knaben, dem sie schon mit
8J/a Jahren das Lesen, Schreiben und Rechnen ziemlich
fertig beigebracht hatte, so dass ich mit vier Jahren
ausnahmsweise die Stadtschule in Bolkenhain besuchen
durfte, sowohl nach Kloster und Städtel Leubus an der
Oder zu ihren dortigen Verwandten, wie auch an das
künstlerisch hochberühmte Grabmal der heiligen Hedwig in
der Klosteikirche zu Trebnitz geführt; sie hat mir später
bei der am Ende der prächtigen Kreuzweg-Buchen-Allee
gelegenen Hedwig-Ka,j)e\le zwischen Dyhernfurth an der
Oder, wo meine Eltern von 1840 bis 1842 wohnten, und
dem Dorfe Wahren einen frisch quellenden Hedwig* s-Bom
gezeigt, den die Heilige auf ihren weiten Fusswallfahrten
von Kirche zu Kirche und von Burg zu Burg über Berge
und Thäler in ihrem geliebten Schlesierlande mit ihrer
Ferse (wie auch an vielen anderen Orten) erbohrt haben
soll, wobei ihr Fuss sich in einen Stein gedrückt hätte, der
unter dem Hauptaltar der Kapelle verehrt wird, in der
ich das erste Mal in meinem Leben bei einem feierlichen
Familienfeste am 28. Juni 1842 dem heiligen Messopfer als
dem Priester lateinisch antwortender Ministrant diente;
denn hier legte mein von Haus aus protestantischer
Vater aus Liebe zur Mutter und wegen der von ihr
und ihrer daselbst fast vollzählig versammelten Familie
dringend gewünschten katholischen Erziehung ihrer drei
Söhne (veranlasst durch die damaligen Streitigkeiten
zwischen Kirche und Staat über die gemischten Ehen) das
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1893/0438