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450 Psychische Studien. XX. Jahrg. 9. Heft. (September 1893.)
eklatanten Selbstwiderspruch! Aber der Schlüssel dazu
liegt vielleicht in folgender Expektoration oder persönlichen
flerzensergiessung unseres kritischen Fritz: — „Allerdings
muss ich davon schweigen, dass ich selbst dem Spiritismus
auf den Leib zu rücken versucht habe. Denn die öffentliche
Heuchelei verlangt vom Kritiker bescheidenes Uebergehen
dessen, was er sonst etwa geschrieben hat; ich will mich
dieser allgemeinen Sitte lügen und mich bescheiden stellen."
[Und auch wir wollen nach seinem Musterbeispiel aus
wirklicher, nicht bloss verstellter Bescheidenheit nicht weiter
danach forschen, sondern seine gedruckten Ausfälle gegen
den Spiritismus, wie Er ihn sich denkt und vorstellt, wie
bisher mit dem Mantel christlichen Schweigens weiter
bedecken! — Ref.] „Das darf ich aber wohl sagen, dass
ich den Spiritismus bis in seine letzten Schlupfwinkel hinein
seit vielen Jahren ziemlich emsig beobachtet habe. Ich bin
nicht nur mit Todesverachtung Leser spiritistischer Zeitschriften
, ich habe nicht nur private Sitzungen mit dem
schlauen und geschickten Mr. Stade [Diese Behauptung
wagen wir nachdrücklichst so lange als wahr zu bezweifeln,
bis uns Herr Fritz M. ein gedrucktes Zeugniss dafür aus
jener Zeit vorlegt! — Ref.] und der weit schlichteren
Frau Töpfer genossen, ich habe auch Massensitzungen«
Dunkelsitzungen mit den raffinirtesten TaschenspieJerinnen
über mich ergeben lassen, und ich kenne recht viele
überzeugte Spiritisten, die ebenso wenig aussterben, als der
Spiritismus selbst. Seines JFleisses darf sich bekanntlich
Jeder rühmen, und so schmeichle ich mir, in spiritistischen
Dingen ein wenig (!) Sachverständiger zu sein." [Ei, ei!
Herr Selbstlob! das klingt ja recht doppelsinnig, etwa wie
das jetzt so beliebte „ein selten(!) Sachverständiger! —
R e f.]" Nun geht mein Urtheil dahin, dass der Spiritismus
durchaus und von A bis Z der dümmste Schwindel ist, dem
jemals die Welt zum Opfer fiel. Die alte Waschfrau, welche
befreundeten Dienstmädchen die Zukunft aus den Karten
wahrsagt, ist eine höhere Intelligenz im Vergleiche zu den
Albernheiten der Spiritisten." [Wir bedauern tief, dass er
letzteren, und nicht den Kartenschlägerinnen mit ihren weit
hübscheren Freundinnen, die ihm offenbar lieber wären, so
viel seiner edlen Zeit geopfert hat! — Ref.] „Was für das
Publikum eines Taschenspielers zu dumm wäre, das sind
die besseren Leistungen der Geister." [Und das hat er
leider nicht schon auf den ersten Blick erkannt, sondern
jagt bis jetfct noch den Dummheiten der Spiritisten selbst
auf der Bühne mit Artikeln über sie nach! — Ref.] „Das
Gefährlichste ist nun, dass das metaphysische Bedürfniss
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