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458 Psychische Studien. XX, Jahrg. 9. Heft. (September 1893.)
Forschung zu Ende, dass die Wissensehaft sicher sei vor
dem Eindringen des Mystieismus, wohl die exacten Naturwissenschaften
Physik und Chemie, aber keineswegs jene
grosse Anzahl von Disciplinen, die das Leben und seine
Geheimnisse erforschen, die ganze Biologie ist keineswegs
gesichert; wenigstens nicht, so lange die .Frage nach dem
Wesen des Lebens noch offen ist. Hier wird dem
Mysticismus Thür und Thor geöffnet. Schon erstrebt der
Hypnotismus eine Stellung in der Wissenschaft, ähnlich die
Homöopathie, wie früher der thierische Magnetismus, für den
im Jahre 1816 gegen die Stimmen der Fakultät ein Lehrstuhl
eingerichtet wurde. Es giebt eben Räthsel in der
Entwickelung der Menschheit. — So stehen wir rathlos vor
dem Räthsel des Antisemitismus, der fascinirend auf die
Jugend wirkt Zwar haben wir noch keinen Lehrstuhl für
Antisemitismus, aber schon antisemitische Professoren. Der
menschliche Geist ist eben sehr geneigt, den Weg des
gesunden Denkens zu verlassen. In der Wissenschaft ist
es gleichgiltig, welcher Religion man angehört, ebensowenig
bedarf es einer solchen, um Gutes zu thun. Aber keine
Erziehung kann den sittlichen Trieb hervorbringen, wo er
nicht vorhanden ist. Darum giebt die akademische
Freiheit Jedem die Möglichkeit, sich frei zu entwickeln,
und es wird nicht nach der Religion gefragt. Die
Universität soll eine schöne, ehrliche Persönlichkeit erziehen.
Wenn das erreicht wird, dann ist die Hoffnung des Gründers
erfüllt. — Der Feier wohnte auch der Oultusminister
Dr. Bosse bei. (Aus der Abend-Ausgabe des „Berliner
Tageblatts*' Nr. 391 v. 3. August 1893.) — Wir hoffen, dass
der Spiritismus oder Occultismus nebst dem Hypnotismus
noch eher einen eigenen wissenschaftlichen Lehrstuhl auf
deutschen Universitäten sich erobern werde, als der Antisemitismus
, der doch in die National-Oekonomie gehört.
f) Frank Marion Crawford, der Verfasser von „Mr.
Isaacs", einer Erzählung über einen indischen Mahatma, aus
welcher wir Auszüge in „Psych. Stud." Januar- bis Juni-
Heft 1892, 8. 32, 124, 162, 218, 270 gebracht haben, hat
in seiner Uebersetzerin Frau Therese Höpfner auch seine
Biographin in Westermannls illustr. deutschen Monatsheften"
September 1892, 3t>. Jahrg. Heft 432, S. 853—859 gefunden.
Wir entnehmen derselben, dass dieses sein Erstlingswerk
schon am 5. December 1882 in New York erschien und
nach einer 1879 in Gesellschaft eines portugiesischen
Gelehrten Dr. Dacunha nach Indien zu Sanskrit-Studien
unternommenen Reise in Amerika geschrieben wurde, wo
seine Mutter mit ihrem zweiten Gatten und seiner Halb-
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