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460 Psychische Studien. XX. Jahrg. 9. Heft. (September 1893.)
in Verbindung getreten ist auf dem unseren Lesern
bekannten mediumistischen Wege. „Unter Anderen erscheinen
Chopin, Heinrich Heine, Franz I. von Frankreich,
Dr. Samuel Johnson, und diese Unsterblichen führen unter
einander und mit den Sterblichen Gespräche ganz ihrem
Wesen und Charakter angemessen; bei jedem ist der Ton
meisterhaft angeschlagen und festgehalten: —- der knorrige
englische Gelehrte (Johnson) braucht keinen Ausdruck, der
sich nicht in seinen Schriften fände, und Heine plaudert
genau wie in den Reisebildern voll Grazie und feinem
Spott." — Seine Triologie „Saracinesca, St. Ilario und Don
Orsinou ist die Geschichte eines römischen Fürstenhauses
seit 1865 bis in unsere Tage nach Selbsterlebnissen in
Italien, ähnlich Macaulaifs weltberühmter Einleitung zu
seiner Geschichte Englands. „Seine Erzählung aus einem
einsamen Dorfe" muthet an, als ob er ein geborner Engländer
gewesen sei und nicht blos ganz kurze Zeit, ehe er
1874—1876 die Universität Cambridge bezog, bei einem
englischen Pfarrer in Essex sich vorbereitet hätte, um später
noch das Polytechnikum zu Karlsruhe zu besuchen. Er hat
einen weltweiteren Gesichtskreis als einen blos nationalen,
liebt zwar den besseren Adel, neigt zu mystischen Studien,
zu indischen esoterischen Geheimlehren und zum modernen
Spiritismus, bleibt jedoch darin nicht befangen. Im Roman
„Paul Patoff" schreibt er, als ob er ein Russe wäre, schildert
aber Konstantinopel auf das prächtigste. Sein orientalisches
Marchec „Khaled" verkörpert die poetische Sage, dass ein
Elementargeist durch die Liebe eines menschlichen Wesens
eine unsterbliche Seele erhalten könne. — Das deutsche
Studentenleben schildert sein grösserer Roman „Greifenstein."
— „In der 'Hexe von Prag*, während seines Aufenthaltes
in Böhmen entstanden, gelangt der Hang zum Mystischen,
Uebernatürlichen, der sich schon hier und da in früheren
Werken geltend macht, zum vollen Ausbruch. Unorna, die
mit ihrer hypnotischen Kraft alles um sich her ihrem Willen
dienstbar macht, ist schon fast ein märchenhaftes Wesen.
Schön aber ist der Grundgedanke, dass über wahre Liebe
solche Macht dennoch nichts vermag." — Im Laufe von
zehn Jahren hat er gegen dreissig Bände veröffentlicht.
Seine angegriffene Gesundheit nöthigte ihn zum Ortswechsel,
so dass er im Winter 1890 bis 1891 theils in München,
theils in Innsbruck und in Prag zubrachte. Später ging
er abermals mit seiner Gattin nach Konstantinopel, dann
nach Süd-Russland und kehrte erst nach l1/« jähriger
Abwesenheit auf seine Villa in Sorrento zurück zu glücklichem
tfamilienstillleben mit vier lieblichen Kindern. Den
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