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Kurze Notizen.
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Winter 1891 bis 1892 verlebte er in Rom, „um wieder das
Summen (the hum) der Gesellschaft um sich zu hören."
Er verkehrte dort viel in geistlichen und diplomatischen
Kreisen, ohne durch ihre Vorurtheile gebunden zu sein.
Zum Jubelfeste der Vereinigten Staaten dichtete er, hierzu
aufgefordert, den Pesthymnus, den ganz Amerika mit ihm
sang: —
„Thy sun has risen and will not set,
But will for ever shine!
Thousands of unborn ages yet
America are thine."
Das klingt etwa auf deutsch nach des Referenten
Uebersetzung: —
„Die Sonne dein stieg herrlich hoch
Mit ihrem ewigen Schein;
Viel Taugende von Jahren noch,
Ameiika, sind dein!"
Frau Therese Höpfner hat den Dichter jahrelang genau
persönlich kennen gelernt, und zwar vor 14 Jahren in Rom,
und ist ihm in dauernder Freundschaft verbunden geblieben.
Sie giebt uns sein Portrait, einen Tituskopf mit Knebelbart,
das einen gewissen ernsten, geheimnissvollen Zug an sich
trägt, der auch einen Faust oder Zauberer des Mittelalters
characterisirt haben würde. Unter den Portraits der
Neuzeit kennen wir nur eines, das ihm ähnlich sieht, das
des Schriftstellers Julius Grosse, von dem wir ähnliche
Studien über die tiefsten Probleme des Seelenlebens besitzen.
Wir bringen von ihm demnächst eine entsprechende Kurze
Notiz.
g) Aus der guten alten Zeit. — Gegen Ende
des vorigen Jahrhunderts doktorte in München ein
Arzt Name, s von Sänftl, dessen Universalheilmittel ein
Muttergottesbildchen war, das er seine Patienten verschlucken
liess. (Man vergl. damit in neuester Zeit
Prof. Dr. Jaeger's Anthropin-Pillen s. ,,Psych. Stud."
December-Heft 1886 S. öt>7 tf.) — In den Protokollen des
Städtchens Hechingen findet sich ein fürstlich holienzoller-
scher Befehl vom 18. Februar 1725, wodurch jedem Landmanne
, der einen Kobold, einen „Nix% oder ein anderes
derartiges „Gespenst" lebendig oder todt lieferte, eine
Belohnung von 5 Gulden versprochen wurde. (Es war die
Zeit der „Feuei teller" und anderer alchemistiseher Versuche.)
— Im Jahre 1781 wurde zu Sevilla eine Frau als Hexe
verbrannt, weil ihre Nachbarinnen behaupteten, sie habe
Eier gelegt. (Das ist noch lange nicht so schlimm, als
wenn andere Hexen Unwetter und tödtliche Krankheiten er-
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