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462 Psychische Studien. XX. Jahrg. 9. Heft. (September 1893.)
regt haben sollen.) — Als König Ludwig XL von Frankreich
schwer erkrankt war, musste er nach Vorschrift seines Arztes
Codier mehrere Tage lang in dem Blute von Kindern baden.
(Leider wird uns nicht gesagt, ob die Kinder getödtet, oder
ob ihnen nur zu diesem Zwecke zur Ader gelassen wurde.
Es war die Zeit des Ritters Blaubart, der in Frankreich so
viele Jungfrauen tödtete.) — Im 16. Jahrhundert war der
Lieblingsgegenstand „wissenschaftlicher" Untersuchung der
sogenannte „Knochen der Unsterblichkeit." Von diesem
Knochen behauptete man, dass er unzerstörbar und
gewichtlos sei, und dass er den Keim bilde, aus welchem
bei der Auferstehung der menschliche Körper wieder
hervorwachsen werde. Die meisten Gelehrten stritten für
die Existenz dieses Knochens, und die Anatomen bemühten
sich, ihn aufzufinden. (Der heutige Materialismus hält ja
noch au ihm fest, da nach dieser Lehre nichts Materielles
vernichtet werden könne und alles Geistige sich nur aus der
Gruppirung der Elementarknochen entwickele.) — Das
nicht in Klammern Berichtete entstammt' „ Schorens
Familienblatt" Nr. 1, 1893, S. 16, alles Eingeklammerte
der Feder des Secretairs der Redaction.
h) Unsere Note auf S. 265 zu der Kurzen Notiz e) über
„Das Gift der Brankorvan" bezieht sich zurück auf S. 240
desselben Mai-Heftes 1893 der „Psych. Stud." und besagt:
— Wer von den Blicken einer schönen Zauberin umstrickt
ist, sei fast rettungslos verloren. Aehnliches geschehe im
geistigen Um gange mit f Frauen. — Die Bezugnahme auf
die Seite 240 referirte Novelle, in der ein Kirchhofsgespenst
einen Maler an sich fesselt und Veranlassung zu seinem
Selbstmorde wird, dürfte Vielen ein skeptisches Lächeln auf
den Mund gelockt haben, als ob hierbei doch noch ganz
andere Factoren der Illusion und Selbsthypnose, ja des
theilweisen Wahnsinns mit im Spiele sein müssten. Aber
wir haben es dabei doch immer mit ganz bestimmten
seelischen Vorstellungen, Empfindungen und Erscheinungen
zu thun, welche den Betreffenden zu willensvollem Thun
anregen, und derartige Erscheinungen kann man sehr wohl
„Gespenster" nennen, gleichviel wie sie ihren verschiedenen
Gräbern entsteigen. Von einigen mir als höchst glaubwürdig
bekannten Personen wurde mir folgender umgekehrter Fall
mitgetheilt, der vor circa fünfzehn Jahren in Leipzig passirt
ist. In einen der damaligen Spiritisten-Cirkel kam eine
Frau, welche um Aufklärung und Befreiung von einem
Alpdruck bat, der sie schon längere Zeit belästigt habe.
Ehe sie ihren gegenwärtigen Mann, einen biederen Handwerker
, heirathete, hatte sie den Ehemann ihrer Schwester
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