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Wedel: Nachahmungen von Geisterphotographien. 467
präparirten Stelle* Ein ähnlicher Erfolg lässt sich noch
nach der Belichtung vor oder bei dem Entwickeln erzielen.
Es genügt, ein winziges Körnchen Pixirnatron, welches man
unter dem Nagel verborgen halten kann, auf die Platte
fallen zu lassen. Entwickelt man mit Eisenoxalat, so erscheint
sofort ein schwarzer Fleck, auf der Copie ein Stern oder
Komet. Bei der Hervorrufung mit Pyro habe ich diese
Schleier nicht erhalten, aber dafür wird an jener Stelle das
Bromsilber theilweise schon vor seiner Reduction aufgelöst;
es entsteht also eine durchsichtige Stelle, d. h. in der Oopie
eine dunkle Wolke. Schwieriger als das Erscheinenlassen
solcher unbestimmter „Geisterlichter" ist die trügerische
Erzeugung ganzer Gestalten auf der Platte in Gegenwart
des Prüfenden. Mkthe giebt hier folgendes Recept an: *) —
„Man hält einen weissen Hintergrund bereit, auf welchem
man mit einer Lösung von schwefelsaurem Chinin in Wasser
unter Zufügung einiger Tropfen Schwefelsäure einen Geist
malt. Nach dem Auftrocknen ist bei günstiger Auswahl
des Papieres nichts von dem Kunstproducte mehr zu sehen.
Die chemisch wirksamsten Strahlen werden jedoch an der
imprägnirten Stelle nicht zurückgeworfen. Man kann daher
nach Belieben dunkle Gestalten auf hellem Hintergrunde,
und umgekehrt, erhalten." — So sagt Adolf Miethe, einein der
photographischen Litteratur nicht unbekannte Persönlichkeit.
Ich habe den Versuch angestellt, bin aber zu keinem
befriedigenden Ergebnisse gelangt. Der Lichtunterschied
war ein derartig geringer, dass man bei einer Platte gerade
eben noch die Linien wahrnehmen konnte; bei einer Copie
würden sie sich gar nicht gezeigt haben. Vielleicht lassen
sich unter besonderen Vorsichtsmaassregeln, z. B. einem mehr
bläulichen Stiche des Papieres und anderer Expositionszeit,
bessere Erfolge erzielen. Keineswegs aber wird die
Zeichnung auf der Platte so sichtbar erscheinen, als ob sie
mit Tinte geschrieben wäre, wie Miethe behauptet. Trotzdem
wird man gut thun, auch diese Betrugsquelle im Auge zu
behalten, da die Herren Gauner geschickter sein mögen als
der Schreiber dieser Zeilen.**)
Arbeitet man daher mit einem Medium, für dessen
Ehrlichkeit man nicht unbedingt einstehen kann, so ist das
einzig sichere, die Aufnahmen in der eigenen Wohnung mit
*) „Kunst für Alle", Jahrgang 8, Heft 16.
**) Auch der Herr Herausgeber der „Psych. Stud." hat sich mit
Erforschung möglicher Betrugsquellen befasst und sein*» Beobachtungen
hierüber im Februar-Heft 1888 S.49ff., vergl. Januar-Heft 1887 S.lff.,
März-Heft 1887 S. 115 ff. und December-Heft 1890 8. 548 ff. nieder-
gelegt. —. Der Sekr. d. Red.
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