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Handrich: Facta sunt occulta.
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lassen will"? Ferner, dass auf Grund dieser unableugbaren
Thatsachen gleichfalls zugegeben werden muss, dass
intellectuelle Kundgebungen auch ohne ausschliessliche
Vermittelung der Gehirnthätigkeit nicht nur möglich,
sondern, weil auf unumstössliehen Beweisen beruhend,
anerkannt werden müssen?
Mit den „Facta" bleibt vorläufig, trotz derselben, das
„Occulta" bestehen, d. h. das „Wenn" und „Das" steht
nicht ausser Frage, wohl aber das „Wie".
Soweit war ich mit Abfassung eines neuen Artikels
über selbst beobachtete Erscheinungen auf dem Gebiete
psychischer Demonstrationen gekommen, unter die ich mit
Vorliebe und mit Berücksichtigung auf das Vorerwähnte
die anscheinend von selbst entstehenden, d. h. von unsichtbaren
Wesen auf Schiefertafeln geschriebenen Botschaften
zähle, weil deren Zustandekommen, in Folge des unsichtbar
sich vollziehenden, aber deutlich vernehmbaren Schreibprozesses
eine gleichzeitig ausser unserem bewussten
Denkprozess liegende, intelligente, logisch denkendo
Willensäusserung bedingt, als mir der sachkundige Artikel
des Herrn Max Bahn in dem März-Heft 1893 der „Psych.
Stud." zu Gesicht kam. Seine Ansichten sind mir völlig
aus der Seele geschrieben, und seine Erfahrungen und
Beobachtungen decken und ergänzen sich mit den meinigen.
Auch mir ist es schon längst klar geworden, dass man
die überzeugendsten Resultate durch ein unverfängliches,
kameradschaftliches Verhältniss mit den Medien erzielt. Mit
wissenschaftlichen Apparaten ausgerüstete Analytiker sind
ebensowohl, wie die mit Straussenmagen versehenen, bigotten
Spiritualisten, schlechte Beobachter occulter Phänomene.
Aber auch mit Bezug auf den von dem Herrn Verfasser
erwähnten Hinweis, sich mit den Hülfsmitteln der
professionellen antispiritistischen Expositeurs (Entlarver)
bekannt zu machen, stimme ich vollständig überein.
Ein Kassierer, der in Umlauf befindliches Falschgeld
vom echten nicht zu unterscheiden vermag, ist ebensowenig
an seinem Platze, wie ein Spiritualist, der die Construction
der Trick-Schiefertafeln, der mit Springfedern versehenen
Ringschrauben, der Teleskopscheeren und anderen im
Gebrauch befindlichen Paraphernalien, Hülfsmittel und
Kniffe nicht kennt.
Um ein Medium als solches kennen zu lernen, bedarf
es mehr als eines einmaligen Besuches. Stellt man sich
bei einem solchen ein mit dem Vorurtheil. dass dasselbe
als Betrüger zu betrachten sei, solange ein gegenteiliger
Beweis nicht geliefert wird, so riskirt man einfach, gar
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